Libba Bray: The Diviners – Aller Anfang ist böse

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Libba Bray
Titel: The Diviners - Aller Anfang ist böse
Verlag: dtv, 2014 ISBN: 978-3-423-76096-6
Seiten: 704 Preis: 19,95 Euro
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Rezensiert von: Sophia Daniel, 10. Klasse [Liebfrauenschule, Köln; Betreut von: Anne Garschagen]

Der Jugendroman „The Diviners – Aller Anfang ist böse”, geschrieben von Libba Bray und vom Deutschen Taschenbuch Verlag 2014 herausgegeben, spielt in den 1920er Jahren und handelt von einem Mädchen namens Evie, das eine besondere Gabe besitzt und mit ihrer exzentrischen Art ihrem Onkel dabei hilft, mysteriöse Mordfälle aufzudecken.
Evie wächst in der amerikanischen Kleinstadt Ohio auf. Sie leidet unter dem Tod ihres älteren Bruders und möchte seitdem jeden Moment ihres Lebens auskosten, da sie sich der Kürze des Lebens bewusst wurde. Sie ist nicht wie die anderen und sagt offen ihre Meinung, weshalb sie bei ihren Eltern und den anderen MitbürgerInnen regelmäßig aneckt. Es kommt zu einem ersten Höhepunkt, als Evie ihre Gabe, durch das bloße Berühren von Gegenständen geheime Informationen über deren BesitzerInnen zu erfahren, auf einer Party einsetzt. Sie lüftet ein Geheimnis, das besser nicht hätte verraten werden sollen.
Da sie so die Familie in Verruf gebracht hat, wird sie nach New York zu ihrem Onkel Will geschickt, der ein Museum für amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes leitet und sich selbst mit dem Übernatürlichen beschäftigt. Unterstützt wird er dabei von seinem Pflegesohn Jericho.
Jericho ist introvertiert und stellt somit das genaue Gegenteil von Evie dar, dennoch kommen sie gut miteinander aus. Er und Mabel, Evies alte Brieffreundin, werden Evie zu treuen BegleiterInnen. Doch dann geschieht ein Mord, und ihr Onkel wird von der Polizei zu Rate gezogen, da es nach einem Ritualmord aussieht. Evie lässt sich diese Gelegenheit nicht entgehen und mischt sich in die Ermittlungen ein. Am Tatort berührt sie einen Gegenstand der Leiche und wird gedanklich in die Nacht des Geschehens hineingezogen. Ab dem Zeitpunkt beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, da der Mörder es nicht bei dem einem Mord belassen wird…
In dem Roman liegt überwiegend Innensicht vor, das heißt der Erzähler gibt den LeserInnen Einblick in die Gefühle und Gedanken des einzelnen Charakters, der in dem jeweiligen Kapitel dominiert. So werden auch die mehreren, im Laufe der Handlung geschehenen Morde aus der Innensicht der jeweiligen Opfer geschildert, eine Technik, die meines Erachtens jedoch nach dem zweiten oder dritten Mord ermüdet.
Natürlich kann man einerseits durch den dadurch immer wieder erfolgenden Perspektivenwechsel die Handlungsweisen der Personen besser nachvollziehen. Trotzdem habe ich mich am Anfang ein wenig verloren gefühlt, da ich die einzelnen Kapitel durch diesen ständigen Positionswechsel des Erzählers nicht miteinander verknüpfen konnte. So wurde mir auch erst später klar, inwiefern die ProtagonistInnen miteinander in Relation stehen. Trotzdem wurde ich von der Handlung regelrecht „mitgerissen” und ertappte mich selbst dabei, wie ich immer wieder mit „ermittelte”, wenn es um die Morde ging. Dabei gab es dann immer wieder Überraschungsmomente, denen auch ich als „Ermittlerin” zum Opfer fiel.
Dennoch wirkt es an manchen zu langatmig geratenen Stellen so, als hätte sich die Autorin zwischenzeitlich im Schreiben verloren. Auch fand ich einige dieser Stellen im Buch unnötig. Zum Beispiel hätten vorkommende Tagebucheinträge durchaus gekürzt werden können, weil nicht alle Details darin essenziell für die Morde sind. Sie stören den Lesefluss meiner Meinung nach, obwohl sie an sich sicherlich eine sehr raffinierte und gute Abwechslung zum Rest des Buches darstellen.
Ein anderer erwähnenswerter Aspekt des Romans ist, dass die Autorin an manchen Stellen auf faszinierende Art und Weise mit den Gefühlen der LeserInnen spielt, da die Identifikation mit den Charakteren so weit gelingt, dass man sich beispielsweise für Evies Verhalten in bestimmten Situationen regelrecht schämt. Dabei ist man sich der fiktiven Situation natürlich bewusst, doch ertappt man sich dabei, dass man sich nicht entscheiden kann, ob man für Jericho oder Sam, einen anderen Freund, Partei ergreifen sollte.
Zuletzt merkt man auch, dass die Autorin sich ausführlich über die Hintergründe ihres Buches informiert hat, da die Geschichte auch für uninformierten LeserInnen plausibel erscheint. So sind Onkel Wills Ausführungen über Rituale und Bräuche stets gut verständlich. Auch der geschichtliche Kontext der sog. Goldenen Zwanziger ist gut gewählt, denn vor diesem erscheint ihre Idee mit den „Divinern”, d.h. Menschen, die über besondere Gaben verfügen, wie in die Zukunft sehen oder wie bei Evie aus Gegenständen Informationen zu entziehen, glaubwürdiger. Heutzutage wären solche Gaben nur schwer vorstellbar, da es in unserem Leben keinen Platz mehr für Aberglauben zu geben scheint. Da es in den 1920er Jahren in Amerika einen großen wirtschaftlichen Aufschwung gab, scheint hier dagegen alles möglich und dieses Gefühl vermittelt auch die Hauptdarstellerin Evie. Sie lässt sich von nichts aufhalten und zieht ihr Ding mit einer bewundernswerten Selbstüberzeugung durch.
Die Idee der „Diviners” empfinde ich darüber hinaus als sehr originell, eine Bereicherung für die Fantasy-Bücher-Welt. Ich habe auch sofort nachgeschaut, ob es eine Fortsetzung gibt, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, und konnte mit Freude feststellen, dass mittlerweile der zweite Teil mit dem Titel „Im dunklen Schatten der Träume“ erschienen ist.
Alles in allem würde ich dem Buch vier von möglichen fünf LESEPUNKTEN geben, da es gut durchdacht und in sich schlüssig ist. Außerdem haben mich die Handlung und die Charaktere wirklich überzeugt. Den einen Punkt Abzug gibt es wegen der angesprochenen negativen Aspekte des Buches.

Empfohlene Zitierweise

Sophia Daniel: Rezension von: Libba Bray: The Diviners – Aller Anfang ist böse http://lesepunkte.uni-koeln.de/rezensionen/libba-bray-the-diviners-aller-anfang-ist-boese/
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