Kathleen Glasgow: Mädchen in Scherben

Lesepunkte: 3 Punkte
AutorIn: Kathleen Glasgow
Titel: Mädchen in Scherben
Verlag: S. Fischer Verlag, 2018 ISBN: 978-3-7335-0415-1
Seiten: 448 Preis: 14,00 Euro
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Carolina Schmitt, 11. Klasse [Schiller-Gymnasium; betreut von Cornelia Diallo]

Mit ihrem Jugendromandebüt „Mädchen in Scherben“ schuf Kathleen Glasgow ein Buch, das man nicht so leicht vergisst. Die siebzehnjährige Charlie muss neu mit ihrem Leben starten und Abhängigkeit und den Drang zur Selbstverletzung überwinden. Der Autor gelang es dieses komplexe Thema glaubhaft zu vermitteln.

Was kann ein Mensch ertragen? Wie viel hält eine Siebzehnjährige aus bis sie zerbricht? Charlie hat schon jetzt mehr verloren, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Sie versucht, einen Weg zu finden, der sie vergessen lässt. Einen Weg, ihren Körper gefühllos gegen Schmerz zu machen. Sie trägt ihre Notfallbox immer mit sich herum. Mullbinden, eine Salbe, Verbandszeug und Scherben. Wenn es ihr mal wieder zu viel wird, sie diesen Druck nicht mehr aushält und den Schmerz nicht mehr erträgt, dann sind die Scherben ihr bester Freund. Mit jeder neuen Narbe wird ihr Herz ein wenig härter. Nach einem Selbstmordversuch landet sie in der Klinik. Und während ihres Aufenthalts dort begreift sie, dass sie mehr ist, als die Summe ihrer Verluste. Doch sie wird zu früh entlassen und weiß nicht wohin mit sich. Ihre Mutter will sie nicht haben und sie muss sich wieder alleine Durchschlagen. Sie will nicht in ihre alten Muster zurückfallen. Egal wie hart es ist – sie beginnt, zu kämpfen.

Zuerst haben mir die Worte gefehlt. Es ist ein sehr eindringliches Buch. Danach brauchte ich erst mal eine Pause. Glasgow hat einen extrem guten Einstieg in ihre Geschichte hinbekommen. Ihr Schreibstil verändert sich mit Charlies innerer Entwicklung mit. Zu Beginn ist er sehr abgehackt. Das erzeugt eine beklemmende, fesselnde Atmosphäre, der man sich nur schlecht entziehen kann. Man liest und liest. Und merkt gar nicht, wie man den ersten von drei Teilen des Buches durchgelesen hat. Da es keine Kapitel gibt, sondern immer nur kurze Abschnitte, liest man immer noch einen und dann noch einen. Doch der Beginn des zweiten Teils ist der Punkt an dem das Buch meiner Meinung nach etwas schlechter wird. Glasgows Schreibstil wird geschmeidiger. Eigentlich ja gut, da es dann leichter zu lesen ist, doch die Intensität geht dadurch leider etwas verloren. Soweit vertretbar, da man immer noch genau weiß, was in Charlie vorgeht. Aber die Phase nach der Entlassung ist doch recht unglaubwürdig dargestellt. Und ich hatte das Gefühl, viele der Personen erschienen nur, um die Geschichte am Laufen zu halten. Die Personen waren zwar gut dargestellt, erschienen nach meinem Geschmack aber zu plötzlich. Generell fehlte mir beim mittleren Teil das ‚gewisse Etwas‘, er war recht lang gezogen und der Höhepunkt, auf den die Geschichte hinarbeitet, war enttäuschend klein. Danach geht meiner Meinung nach etwas zu perfekt, zu ‚rosarot‘ auf das offene Ende zu. Ich habe noch zu viele Fragen an Charlie und möchte wissen, wie es mit ihr weiter ging.

 

„Mädchen in Scherben“ ist nicht unbedingt eins der Bücher, die ich mir aus dem Regal nehmen würde, aber ich glaube, es hat meinen Lesehorizont erweitert. Und in Zukunft werde ich mehr Bücher wie dieses lesen. Allerdings würde ich „Mädchen in Scherben“ nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich fand den ersten Teil sehr gelungen. Und wäre es so weitergegangen, wäre es wahrscheinlich ein hervorragendes Buch geworden. So bin ich allerdings etwas vom zweiten und dritten Teil enttäuscht. Dennoch hat es mich sehr berührt, mitgerissen und zum Nachdenken gebracht. Es ist definitiv kein schlechtes Buch, allerdings nicht für jeden geeignet. Also wer weiß, dass er „so etwas“ gerne liest, muss vor diesem Buch kein Halt machen. Andere sollten es sich nochmal überlegen, ob sie das wirklich wollen.

Empfohlene Zitierweise

Carolina Schmitt, Rezension von: Kathleen Glasgow: Mädchen in Scherben. In: LESEPUNKTE 2019, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/kathleen-glasgow-maedchen-in-scherben
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