Erlebnisbericht zum LESEPUNKTE-Projekt “Viele Schulen, ein Buch 2019”

Erlebnisbericht zum LESEPUNKTE-Projekt “Viele Schulen, ein Buch 2019”

– ein Bericht von Lilli Kühn, Rosa Kühn und Özgenur Cicek –

Das Projekt „viele Schulen ein Buch“ fand vom 14.3.19. bis zum 16.3.19 im Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) statt und hat uns, den fünf Schülerinnen der „Kreativen Schreiben AG“ des Gymnasiums Kreuzgasse sehr viel Freude bereitet. Das Buch,welches wir gemeinsam mit sechs anderen Schulen aus ganz NRW gelesen haben, heißt Mein Sommer auf dem Mond“ von Adriana Popescu und handelt von vier Jugendlichen, die sich als Patienten in einer Psychiatrie treffen und anfreunden.

Am Donnerstag, dem 14.3.19, trafen wir uns nachmittags mit den TeilnehmerInnen der anderen Schulen, alle „VielleserInnen“ aus verschiedenen Jahrgangsstufen. Jana Rüttgers, die Organisatorin des Projektes, begrüßte uns und führte uns in die Geschichte und den Ablauf des Projektes ein.

Durch ein „Kennenlernbingo“ näherten sich alle Schülerinnen und Schüler an und begannen schon zu Beginn erste Freundschaften zu schließen. Bei dem Kennenlernbingo ging man auf die noch unbekannte Person zu und fragte beispielsweise, ob sie auch gerne sehr scharfe Kaugummi kaut, wie das eine der Hauptfiguren im Buch tut. Hat man jemand getroffen, der die Frage bejaht: Bingo- das Feld ist abgehakt und die nächste Frage kann gestellt werden. Nachdem wir wieder im Stuhlkreis saßen, wurden viele verschiedene Postkarten auf dem Boden ausgelegt, von denen wir uns die aussuchen sollten, die wir am stärksten mit dem Buch assoziierten.

In der anschließenden Kennenlernrunde kamen sehr interessante Beiträge zustande – die durch die Verbindung eines Bildes, das ursprünglich aus einem ganz anderen Zusammenhang stammt, mit einem Detail aus dem Buch entstand. Zum Beispiel wählte eine Person das Bild einer halb aufgeschnittenen Avocado (ursprünglich Werbung für eine Band), und erzählte, es würde sie an das T-shirt erinnern, dass die eine Erzählerfigur beim Treffen mit der zweiten Erzählerfigur trägt. Danach bildeten wir kleine Gruppen, in denen wir buchbezogene Fragen an die Autorin vorbereiteten, um diese dann nach der Lesung am Abend zu stellen.

Die Lesung am Abend in einem kleinen Hörsaal im Universitäts-Hauptgebäude war unerwarteterweise sehr persönlich gestaltet. Die Autorin hat viel von sich selbst preisgegeben und überraschend ehrlich auf alle Fragen geantwortet. Es war interessant und abwechslungsreich, zu erfahren, was alles hinter der Produktion eines Buches steckt. Denn obwohl wir die Geschichte schon kannten, lernten wir viel über die Ziele, Absichten und Ich-Facetten der sympathischen Autorin, die sich in den literarischen Figuren wiederfinden lassen.

Am nächsten Morgen versammelten wir uns vor dem Rautenstrauch-Joest-Museum, in dem extra für uns eine „buchbezogene Führung“vorbereitet wurde. Die Museumspädagogin, welche ursprünglich Etnologin ist, konnte viele beeindruckende Parallelen zwischen den Ausstellungsstücken und dem Buch herstellen . Überraschenderweise gab es sehr viele Ausstellungsstücke, die man sehr gut auf das Buch beziehen konnte. Beispielsweise haben wir durch eine Weltkarte sehr angeregt über die Frage „Wo hört meine Welt auf und wo fängt deine an?“ diskutiert. Ist der Blick auf eine Weltkarte nicht immer abhängig von der Perspektive, aus der man sie betrachtet? Ist der eigene Herkunftsort das Zentrum und somit das Wichtigste auf der Karte? Leben wir nicht in Wirklichkeit gleichzeitig am selben Ort und in „verschiedenen Welten“? 

Unter anderem haben wir ein langes Gespräch über Ungerechtigkeiten gegenüber ethnischen Minderheiten sogenannter „primitiver Kultueren“ und dem Umgang mit Frauen als „geschmückter Besitz mit Statussymbolen“ der Herkunftsfamilie geführt.

Nach der Museumsführung begegneten wir der Fridays for Future Demonstration, die in dem Moment direkt vor dem Museum entlang ging, und ließen uns ein paar Meter mitreißen. Wir waren ein bisschen enttäuscht, da wir aufgrund des Programms nicht weiter mitgehen konnten. Doch die Demonstration hatte uns motiviert, mit den anderen Teilnehmenden über politische Themen nachzudenken und zu reden und uns an einem späteren Freitag gemeinsam an der Demonstration zu beteiligen.

Während der Busfahrt zurück zum ZFL hatten wir genügend Zeit um uns über die verschiedenen Führungen auszutauschen. Kaum angekommen, verabschiedeten wir uns auch schon in unsere jeweiligen Workshops.

Wir vier vom Gymnasium Kreuzgasse wählten den Schreib-Workshop mit Stefanie Boor (bekannt durch den Book Slam, den sie an unserer Schule seit drei Jahren anbietet), den wir zusammen mit drei weiteren Schülerinnen von anderen Schulen belegten. Dort stopften wir uns mit Keksen, Tee und philosophischen Fragen voll und genossen jede einzelne Sekunde. Wir setzten uns mit unterschiedlichen Themen auseinander und diskutierten viel, bevor wir uns mit der eigentlichen Aufgabe beschäftigten.

Als Aufwärmübung schrieben wir zwei kurze Texte zu den Themen Sommer und Mond, bevor wir uns an den richtigen Text heranwagten. Wir wurden immer kreativer, wozu auch die schönen Aufzugfahrten und das gute Essen beitrugen. Am Ende hatte jeder einen eigenen Text zum Thema des Buches geschrieben, unter anderem eine Fortsetzung des Buches, eine „Fanfiction“ und ein Gedicht.

Am Abend schauten wir den Film „Vier Könige“, welcher sich ebenfalls mit Jugendlichen, die sich in einer Psychiatrie treffen und gegenseitig 'therapieren', auseinandersetzte. Für uns alle war es ein weiterer Denkanstoß und eine neue Perspektive auf den Roman, der beim selben Thema andere Schwerpunkte setzt.

Am nächsten Tag überarbeiteten wir unsere Texte, um diese dann schließlich dem Publikum aus WorkshopteilnehmerInnen, begleitenden Lehrkräften und Eltern vorzustellen.

Die anderen Workshops stellten ein Theaterstück und viele Illustrationen zum Buch vor, die uns und die anwesenden Eltern sehr beeindruckt haben, weil wir sofort verstanden und nachvollziehen konnten, worauf sie im Buch inhaltlich anspielten.

In der Abschlussrunde durften wir unser Feedback abgeben und uns wieder eine Postkarte aussuchen, die wir für die Workshop-Erfahrungen als Bild treffend fanden. Die verschiedenen Workshops trugen dazu bei, dass sich uns viele neue Perspektiven auf das spezielle Buch und den kreativen Umgang mit Literatur eröffneten und unsere Postkartenwahl beeinflusste, die wir den anderen in der Runde erläuterten.

Wir verabschiedeten uns und freuen uns darauf, die anderen SchülerInnen eventuell im nächsten Jahr wiederzusehen.


Bericht von Lilli Kühn, Rosa Kühn und Özgenur Cicek [Gymnasium Kreuzgasse, Köln]

 

Empfohlene Zitierweise

Bericht von Lilli Kühn, Rosa Kühn und Özgenur Cicek: Erlebnisbericht zum LESEPUNKTE-Projekt "Viele Schulen, ein Buch 2019". In: LESEPUNKTE 2019, https://www.lesepunkte.de/erlebnisbericht-zum-lesepunkte-projekt-viele-schulen-ein-buch-2019
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