Kristalle, Tarotkarten und Mondwasser – alles Dinge, mit denen sich die Internethexe Gemma Stone umgibt.
Im Fantasyroman „A Curse Unbroken“ von Yvy Kazi geht es um eine moderne Hexe, die Schauspielerei studiert, pinke Haare hat, einen Etsy-Shop betreibt und ihr Hobby in den sozialen Medien vorwiegend auf WitchTok mit der ganzen Welt teilt.
Als sie von dem TikToker DarkDuke, einem anonymen Gegner der Esoterikszene, zu einer Live-Tarot-Session eingeladen wird und ihn von der Echtheit ihrer Kräfte überzeugen kann, begibt sich Gemma nach und nach auf einen Weg, der sie immer weiter von den Hellen Künsten zu den Dunklen treiben wird. Letztere beinhalten unter anderem Zauber mit Blut.
So bittet der mysteriöse Darren, der mit einem Blutfluch belegt wurde, welcher ihn daran hindert, die Geheimnisse seines Dads auszuplaudern, die Social-Media-Hexe um Hilfe. Gemma möchte ihm dabei gerne helfen, nicht nur weil er sie darum gebeten hat, sondern auch weil etwas Unaussprechliches die Bewohner von New York bedroht. Aus einer anfänglich vorgetäuschten Beziehung entwickelt sich bald nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Anziehung. Die Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren wird für den Leser greifbar, indem nicht nur Gemmas Perspektive beleuchtet wird, sondern auch immer wieder durch kurze Tagebucheinträge Darrens Sicht gezeigt wird. Diese Kapitel waren meiner Ansicht nach sehr wichtig, da er neben der einzigartig charakterisierten Protagonistin sonst nur auf seine Rolle als mysteriöser Love Interest reduziert werden würde.
Mit Taro und Hazel gibt es ein weiteres Pärchen in diesem Buch. Beziehungsweise zwei, die sich in einem ewigen Hin und Her aus ihren widersprüchlichen Gefühlen befinden. Anfänglich ist die Beziehung zwischen dem großen Bruder der weiblichen Hauptfigur und ihrer besten Freundin noch spannend gewesen, aber ab einem gewissen Punkt fehlte mir der nächste Schritt und es fühlte sich nur wie eine wiederholende Randerscheinung an. Hazel hat mir wesentlich besser in ihrer Verkörperung als engste Vertraute von Gemma gefallen. Sie studiert genau wie ihre Freundin die Schauspielkunst, erhält aber mit ihrer klassischen Schönheit und ihrem Charisma wesentlich mehr Aufträge. Darüber hinaus ist sie auch sehr engagiert, sodass sie zum Beispiel zusammen mit ihren Freunden auf einen Protestmarsch gegen den fragwürdigen Konzern L.I.F.E Inc. geht. Außerdem bietet sie dem Lesenden einen Blickwinkel einer neugierigen, aufgeschlossenen Person, die an die Hexerei glaubt, aber von Gemma gezielt die Schattenseiten der Magie vorenthalten bekommt. Leider verlor Hazel in der zweiten Hälfte ein wenig an Bedeutung, deswegen freue ich mich auf das Spin-Off zu dieser Dilogie, welches der Liebesbeziehung zwischen ihr und Taro hoffentlich den nötigen Raum geben wird.
Abgesehen von den Charakteren und der übergreifenden Handlung wartet dieser Roman mit einem mir neuen Magiesystem auf. Den anfänglich erwähnten Kristallen kann man so zum Beispiel anhand ihrer Art einen anderen Verwendungszweck zuschreiben. Für den Leser werden alle im Buch relevanten Typen und ihre Funktionen mithilfe einer farbigen Klappe ansprechend präsentiert. In puncto Ausstattung sind dem Liebesroman auch zwei Tarotkarten, welche die beiden Protagonisten abbilden sollen, beigefügt, sowie sowohl eine auf das Buch abgestimmte Musikplaylist als auch ein Grimoire zum Nachschlagen unbekannter Begrifflichkeiten.
Abschließend kann ich "A Curse Unbroken" allen Mädchen empfehlen, die entweder wie ich das Konzept der modernen Hexerei faszinierend finden oder sonst nur New-Adult-Liebesgeschichten lesen und sich mal an der Fantasy versuchen wollen, ohne ein breites Vorwissen besitzen zu müssen.
Aufgrund des Kontrasts zwischen Gemma und den übrigen Charakteren in Bezug auf detaillierte Ausarbeitung vergebe ich statt 5 wohlverdiente 4 LESEPUNKTE und beabsichtige die Fortsetzung "A Spell Unspoken", die im September dieses Jahres erscheinen soll, zu lesen.