Toti Lezea: Die Löwin von Kastilien

Lesepunkte: 2 Punkte
AutorIn: Toti Lezea
Titel: Die Löwin von Kastilien
Verlag: S. Fischer Verlag, 2012 ISBN: 978-3-596-19104-8
Seiten: 480 Preis: 9,99 Euro
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Lilli von Oelhafen, 9. Klasse [Marienschule Krefeld; betreut von: Dr. Ansgar Hoff]

Der Roman nimmt uns mit ins 16. Jahrhundert nach Spanien, das zu der Zeit vom Kampf um die spanische Krone erschüttert wird. Das wachsende Verlangen der Bevölkerung Kastiliens nach Selbstbestimmung und Freiheit führt zur Rebellion gegen den fremden König Karl I. von Kastilien. Dieser ist fremd in dem Land, das er beherrschen soll, spricht weder die Sprache noch versteht er die Kultur, was schon früh zu Auseinandersetzungen zwischen den Ständen und den Truppen des Königs führt. Die ersten Aufstände werden niedergeschlagen, doch die Rebellion hat begonnen. Das Streben nach Freiheit und Gleichheit ist damals wie heute ein wichtiges Thema.

Das Buch hat Taschenbuchformat und es enthält ausschließlich Texte, keine Bilder. Man braucht kein Vorwissen zu den behandelten Themen und Zeiten, da man als LeserIn gut in die bestehende Situation eingeführt wird. Das Cover passt zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, es wirkt alt und der abgebildete Löwe spielt auf den Titel des Buches an.

An der Spitze der Comuneros, einer Rebellengruppe, steht eine starke und mutige Frau: Maria Pacheco, die von ihrem Vater, dem Großfürsten von Granada, gegen ihren Willen mit einem der Anführer aus dem niederen Volk, Juan Padilla, verheiratet wurde. Maria ist eine belesene und clevere, aber auch selbstbestimmte und rebellische Frau. Zuerst verweigert sie sich ihrem Ehemann, doch irgendwann gewinnt er ihr Herz. Sehr zum Missfallen ihrer eigenen Familie schließt sie sich Juan und der Rebellion an. Zusammen setzen sie sich für die Freiheit und Gleichheit der Kastilier ein. Als Juan, der zum Befehlshaber der toledanischen Truppen aufgestiegen ist, in Gefangenschaft gerät, übernimmt Maria Juans Rolle und führt für ihn seinen Kampf weiter. Wie endet das Schicksal der beiden Liebenden?

In dieser moderneren Ausgabe wurde eine ältere Übersetzung überarbeitet, sodass die vorliegende Version verständlich und gut lesbar ist. Man kommt schnell mit und es kommt nicht vor, dass man einen Satz inhaltlich oder sprachlich nicht versteht. Mir gefällt außerdem sehr gut, dass die Autorin viele relativ alte und vor allem in die Zeitspanne passende Begriffe und Umschreibungen benutzt. Lesbarkeit und Verständlichkeit leiden darunter nicht. Das Buch wirkt sehr lebendig, da die Geschichte immer wieder durch Briefe erzählt wird. Die Zeit, in der der Roman spielt, ist sehr wichtig für das heutige und damalige Spanien bzw. Kastilien. Dieses spannende Kapitel der spanischen Geschichte wird anhand von realen Personen erzählt. Das sind theoretisch gute Voraussetzungen für ein gutes Buch. Leider reiht die Autorin die Geschehnisse und Abläufe so kalt und emotionslos aneinander, dass es kaum über eine objektive und sachliche Beschreibung der Ereignisse hinauskommt. Durch die fehlende Nähe zu den Figuren kommt es zu keiner richtigen Verbindung. Keine der Personen wird zum Vertrauten, sie bleiben farblos und ohne eigene Persönlichkeit. Es fehlt das zittrige Mitfiebern mit den Figuren, die Empathie. Durch die emotionslose Erzählweise bzw. Perspektive, wird man selbst zu einem herabschauenden, Abstand haltenden, objektiven Beobachter. Eine der wenigen Stellen, an denen Emotionen aufkommen, ist, als Maria unfreiwillig Juan heiraten soll, und gegen Ende. Man sieht also, dass die Autorin eigentlich weiß, Gefühle zu beschreiben und in ihrer Geschichte zu benutzen. Wegen der fehlenden Emotionalität des Erzählens kommt es allerdings auch selten zum Spannungsaufbau innerhalb der Geschichte. Auch durch die geringe Verbindung und die Zeitsprünge zwischen den Kapiteln kommen einem die Ereignisse sehr aufgereiht vor. Positiv anzumerken ist allerdings, dass am Ende des Romans eine knappe Chronik zu finden ist, in der alle Daten nacheinander nachzulesen sind. Dadurch wird alles noch einmal verständlicher und man wird sich der tatsächlichen, im Buch nicht immer erwähnten Zeitabstände bewusst.

Alles in allem kann ich dem Buch aufgrund seiner weitgehenden Ausblendung von Emotionen, wegen eindimensionaler Charaktere und etwas langatmiger Dialoge nur 2 von 5 Lesepunkten geben (durchschnittliches Buch). Sonst kann ich mich eigentlich sehr für historische Romane begeistern, doch dieser ist eher für Menschen gedacht, die lange, eher sachlich geschriebene Bücher mögen.

Empfohlene Zitierweise

Lilli von Oelhafen, Rezension von: Toti Lezea: Die Löwin von Kastilien. In: LESEPUNKTE 2018, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/toti-lezea-die-loewin-von-kastilien
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