Simon Winder: Kaisers Rumpelkammer : Unterwegs in der Habsburger Geschichte

Lesepunkte: 3 Punkte
AutorIn: Simon Winder
Titel: Kaisers Rumpelkammer : Unterwegs in der Habsburger Geschichte
Verlag: Rowohlt, 2016 ISBN: 978-3-499-62847-4
Seiten: 720 Preis: 12,99 Euro
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Benjamin Barth, 12. Klasse [Burkhart-Gymnasium Mallersdorf-Paffenberg, Betreut von: Kerstin Krusche]

„Der Einfluss Habsburgs war quer durch Europa überwältigend, doch die großen Ereignisse in der Geschichte des Kontinents wurden ebenso oft durch Unfähigkeit oder offenkundige Erschöpfung des Herrscherhauses hervorgerufen, wie durch dessen tatsächliche Initiative. Erstaunlich viele Kaiser waren ratlos oder fehl am Platz, ihre Rivalen, die sie am liebsten mit Haut und Haar verschlungen hätten, zahllos, und doch landeten diese auf der Müllhalde der Geschichte, während die Habsburger einfach weitertrotteten.“

Dieser Einleitungsgedanke bringt es ziemlich auf den Punkt, was man im Verlauf von „Kaisers Rumpelkammer“ zu hören bekommt. Man erhält einen Einblick in Personen, Ereignisse und Ortschaften, die dem Autor wichtig erscheinen. Simon Winder schreibt bewusst subjektiv und zeigt so unverblümt die Fehltritte und Eigenarten, als auch die guten Seiten berühmter Habsburger. So wird Kaiser Franz Joseph beispielsweise als „Idiot“ bezeichnet und über einen Zweig des Habsburgergeschlechts geschrieben, der versuchte, sich eine mythologische Abstammung herzuleiten. Zudem sei das Habsburgerreich nur durch Zufall und Erbschaften an Ländereien gekommen, die diese Dynastie so groß machten. Jedoch lässt sich nicht leugnen, dass die Habsburger große Teile Europas sowohl auf gute, als auch auf schlechte Weise entscheidend prägten.

1273 wurde Rudolf von Habsburg zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Damals war das Habsburger Reich noch ein kleines süddeutsches Fürstentum. Mithilfe der Ungarn vertrieb der Kaiser jedoch die Böhmen aus Österreich, welches diese sich zuvor aufgrund der verstorbenen Dynastie der Babenberger einverleibt hatten. Somit ging das Land an das Geschlecht der Habsburger und der Aufstieg dieser zu einer der mächtigsten Dynastien wurde geebnet.  Auch verliert Winder einige Worte über Bayern. Wer jetzt denkt, er schreibt über Bier, Brezeln und einen weltbekannten Fußballverein, der irrt sich. Beginnend mit Passau stellt der Autor eine niederbayerische Stadt vor, die an Österreich grenzt. Diese Stadt verdankt ihren Beinamen den drei Flüssen, die durch sie hindurchfließen: Donau, Inn und Ilz. Mit der Feststellung, dass Bayern „eines dieser merkwürdigen Halbkönigreiche, das durch seine ganze Geschichte hindurch oft nahe daran war, ein wirklich unabhängiger Staat zu werden, immer wieder jedoch (…) bezwungen oder sein Streben unterlaufen“ wurde, liegt er jedoch falsch. Denn im Frieden von Preßburg, der am 26.12.1805 zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser Franz II. geschlossen wurde, wurde Bayern offiziell mithilfe der Zusammenarbeit Napoleon Bonapartes zu einem Königreich proklamiert. Aus dem Kurfürsten Maximilian IV. Joseph von Bayern wurde am 01.01.1806 der erste bayerische König Maximilian I. von Bayern. Diese Eigenständigkeit hatte bis November 1870 Bestand. In diesem Monat wurden die Verträge zum Beitritt der Königreiche Bayern und Württemberg zum Norddeutschen Bund abgeschlossen. Somit entstand das Deutsche Reich. Erwähnenswert ist auch das Haus Wittelsbach, das von 1180 bis 1918 Bayerns Oberhäupter hervorbrachte, welches somit eine der längsten Regierungszeiten innehatte.

Durch die meist gute Recherche des Autors erhält man einen Einblick in zahlreiche Ortschaften und Gebiete im ehemaligen Habsburgerreich. Auch gelingt es Winder, eine Menge interessanter Fakten, wie beispielsweise, dass der Name „Habsburg“ wahrscheinlich von der in der Schweiz gelegenen Habichtsburg kommt, in diesem Buch unter einen Hut zu bringen. Mithilfe der lockeren Schreibweise fällt es leicht, Politik, Geschichte und Gesellschaft im Laufe der Zeit zu verstehen. Hierbei geht aber auch ein Stück Sachlichkeit verloren. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich auf lustige Weise einen groben Einblick in die Geschichte der Habsburger und Europas verschaffen möchte.

Empfohlene Zitierweise

Benjamin Barth, Rezension von: Simon Winder: Kaisers Rumpelkammer : Unterwegs in der Habsburger Geschichte, In: LESEPUNKTE, URL: https://www.lesepunkte.de/rezensionen/simon-winder-kaisers-rumpelkammer-unterwegs-in-der-habsburger-geschichte/
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