Robin Stevenson: Die Unmöglichkeit des Lebens.

Lesepunkte: 2 Punkte
AutorIn: Robin Stevenson
Titel: Die Unmöglichkeit des Lebens
Verlag: Beltz & Gelberg ISBN: 978-3-407-82294-9
Seiten: 235 Preis: 13,95€

Rezensiert von: Marieke van Breukelen, 8. Klasse [Internationale Friedensschule Köln; betreut von: Dr. Birgit Drüppel]

Robin Stevensons Jugendroman „Die Unmöglichkeit des Lebens" handelt von zwei Teenagern - Melody (die Hauptperson) und Jeremy, Mels Freund - und ihrem Kampf mit den Folgen von Jeremys gescheitertem Selbstmordversuch.

Melodys Erzählung stürzt den Leser*in in die Handlung, noch bevor sie den unerträglichen Schmerz erkundet, der Jeremy überhaupt dazu brachte, einen Selbstmord zu kontemplieren. Indem der Roman zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herwechselt, kämpft Mel mit der Frage, ob sie Jeremy von seinem Sprung hätte abhalten können, und mit der quälenden Möglichkeit, dass sie ihn dazu gebracht hat zu glauben, sie könnten gemeinsam springen.

Obwohl das Buch eine fesselnde Storyline und einen spannenden Anfang hat, habe ich schnell das Interesse verloren. Die Handlungen von Mel und Jeremy erscheinen mir unverständlich und der simple Schreibstil der Autorin macht es schwierig, den Gedankengängen der Figuren zu folgen. Nach der Hälfte des Romans ist der Schwung des ersten Kapitels verloren.

Außerdem nimmt die Autorin das drängende Thema Selbstmord nicht ernst und lässt es fast kindisch erscheinen, indem sie versucht, Jeremys Handlungen nachvollziehbar zu machen. Die Figuren scheinen Jeremys Selbstmordversuch nicht lange ernst zu nehmen und für meinen Geschmack tritt er zu schnell in den Hintergrund, denn die Geschichte handelt eher von Mels Verärgerung über seine darauffolgenden Handlungen, nicht von Jeremys Bereitschaft, sein Leben zu beenden.

Die Ich-Erzählung hebt Mels Stimme hervor - ihre Gedanken, Selbstzweifel, Unsicherheiten, Wahrnehmungen und Absichten stehen im Mittelpunkt - und betont so, dass Jugendliche von völliger geistiger Klarheit noch weit enfernt sind. Die Gedanken aber, die unausgesprochen und unerfüllt bleiben, sind der Grund dafür, dass sich normalerweise jugendliche Erzählungen so charaktergetreu anfühlen; eine 16-Jährige ist weder völlig selbstbewusst noch in wichtigen Angelegenheiten völlig entschieden; sie ist sich der „angemessenen“ Art und Weise, wie man in gewissen Situationen handeln kann, nicht bewusst und verhält sich daher nicht fehlerfrei. Ich finde, Mels Schuldgefühle sind erfrischend und direkt, doch die Menschen um sie herum vergessen leider zu fragen, was in ihr vorgeht.

Die Tatsache, dass die Geschichte aus Melodys Perspektive erzählt wurde, raubt der Geschichte letztendlich jeglichen Reiz und macht es schwierig, die Gedanken und Emotionen, die Jeremy bei seinem Sprung von der Sunshine-Skyway-Bridge durch den Kopf gingen, zu verstehen. Dadurch werden die Effekte seines Selbstmordversuchs wiederum abgeschwächt.

 

Was mir dennoch gut gefallen hat ist die Tatsache, dass die Autorin den Jugendlichen erlaubt, die emotionalen Konsequenzen eines Selbstmords selbst in die Hand zu nehmen, ohne, dass Erwachsene ihnen helfen müssen, ihre Gefühle auszudrücken. Zwar gibt es in Stevensons Erzählung verständnisvolle Erwachsene, die zuhören und die richtigen Fragen stellen, die tiefen Gedanken machen sich die Jugendlichen jedoch selbst, wodurch die Kraft, die sie in der Geschichte haben, erst richtig wirkt.

Alles in Allem ist das Buch leichter Lesestoff mit einer interessanten Handlungsidee, aber obwohl es sich um ein derart wichtiges Thema handelt, ist das Buch erstaunlicherweise in keiner Weise berührend oder emotional. „Die Unmöglichkeit des Lebens“ ist frustrierend und leblos, weshalb ich dem Buch nicht mehr als 2 Lesepunkte geben würde.

Empfohlene Zitierweise

Marieke van Breukelen, Rezension von: Robin Stevenson: Die Unmöglichkeit des Lebens. In: LESEPUNKTE 2020, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/robin-stevenson-die-unmoeglichkeit-des-lebens-2
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