Das Buch „Die lange Reise des Jakob Stern“ wurde von Rainer M. Schröder geschrieben und ist im Oetinger Verlag erschienen. Die Geschichte handelt vom jüdischen Jungen Jakob Stern, der die Folgen des Nationalsozialismus zu Regierungszeiten der NSDAP und im zweiten Weltkrieg stark zu spüren bekommt.
Als die Gewalt gegenüber Juden stärker und die Gefahr, Opfer von Übergriffen zu werden, größer wird, tritt Jakob die lange, beschwerliche Reise nach England an. Auf dieser Reise, die in Wirklichkeit eine Flucht ist, soll Jakob Viktor, Lukas und Erika kennenlernen, die dasselbe Schicksal durchleben müssen wie er. Gemeinsam mit vielen anderen jüdischen Flüchtlingen werden sie in Flüchtlingslager gebracht. So schnell die Freunde zusammenwachsen, werden sie auch wieder voneinander getrennt. Die Reise endet nicht in England, denn Jakob soll nach Amerika reisen.
Dass er dieses Ziel allerdings nie erreichen wird, weiß er dabei noch nicht…
Im gesamten Verlauf des Buches wird deutlich, welchen menschenunwürdigen Verhältnissen Juden zu Zeiten des Nationalsozialismus ausgesetzt waren. Auch auf die jüdischen Kinder wird keinerlei Rücksicht genommen. Sie sind wehrlos und müssen die Gewalt einiger Soldaten ertragen.
Außerdem sind sie auf sich selbst gestellt und wissen dabei nicht, ob ihre in Deutschland verbliebenen Eltern noch leben.
Das Buch geht auf Emotionen ein – sowohl auf die der Juden, als auch auf die der Nationalsozialisten.
Mir gefällt besonders, dass eine konstante Spannung gegeben ist, denn im einen Moment erleben die Charaktere ein Hoch, welches abrupt vom nächsten Tief beendet wird. Dabei entwickelt man Mitgefühl und es entsteht ein Lesefluss, in dem die Freude am Weiterlesen aufrechterhalten wird.
Interessant ist auch der Kontrast einer fiktiven Geschichte und tatsächlich passierten historischen Ereignissen wie beispielsweise der Reichspogromnacht; so lässt sich die Gefühlslage der Personen vor dem realen Hintergrund besser nachvollziehen.
Ich finde gut, dass neben den Problemen des zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus, mit denen Jakob Stern leben muss, auch herkömmliche Themen wie Freundschaft, Familie und vor allem die erste Liebe, welche Jakob auf seiner Reise erlebt, einen Platz finden.
Auch der Glaube, welchen Jakob aufgrund seines Schicksals stark ablehnt, erreicht ihn schließlich wieder. Insgesamt gefällt mir das Buch gut. Lediglich der Epilog ist zu kritisieren, denn ich finde, dass er nicht gut zum Buch passt und die Dramatik eines offenen Endes nimmt.
Ich gebe dem Buch vier von fünf möglichen Lesepunkten und empfehle es weiter, denn es ist definitiv lesenswert, spannend und beschäftigt sich außerdem mit einem wichtigen Thema, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte.