Eine fesselnde Graphic-Novel von R. J. Palacio
Versteck auf dem Heuboden
„White Bird – wie ein Vogel“ spielt rund um das Jahr 1943, zur Zeit der Nationalsozialisten, in Aubervilliers-aux-Bois, Frankreich. Sara, ein jüdisches Mädchen, ist die Hauptfigur der Graphic Novel, im Prolog und Epilog wird sie als alte Frau gezeigt, welche für ihren Enkel Julian und dessen Schulprojekt von ihrer Vergangenheit erzählt. Sara ist introvertiert, freundlich, tolerant und scheint ein gutes Gefühl für die Absichten anderer Menschen zu haben. Obwohl Aubervilliers-aux-Bois anfangs zum „freien“ Frankreich gehört hat, besetzen es die Nationalsozialisten mit der Zeit, bis es so weit kommt, dass sie alle Juden deportieren. Nur wenigen gelingt die Flucht vor Arbeitslagern oder dem direkten Tod. Sara gehört zu den wenigen Freien und muss sich für lange Zeit auf dem Heuboden einer Scheune verstecken, einsam und ohne einen Fuß auf die Erde setzen zu können. Währenddessen kümmert sich die Familie eines Klassenkameraden um sie. Er hat sie vor den Nationalsozialisten gerettet, als diese in die Schule kamen, um alle jüdischen Kinder mitzunehmen, seine Eltern haben die Scheune für Sara hergerichtet und sie mit allem versorgt, was man zum Leben braucht.
Traurige Geschichte mit wahrem Kern
Die vielen Bilder sind detailliert gezeichnet und fangen die Situation toll ein. Die Gefühle der Person sind immer klar übertragen. Jeder Gesichtsausdruck spricht für die Situation, selbst wenn es wenige Striche im Hintergrund sind. Die Geschichte ist ohne Leerstellen ausgestaltet und klar durchdacht. Ein Beispiel ist Julians Name, wie man im Verlauf der Graphic Novel erfährt.
Sara ist ein sehr ruhiges Mädchen, zeichnet gerne und mag keinen Mathematikunterricht. Sie ist jüdisch, wuchs in Frankreich auf und mag Schokolade. Ihre Haare, welche in ihrer Kindheit rot waren, haben im Alter eine silbrige Farbe angenommen. Saras Augen sind braun.
Die Geschichte von Sara hat, so traurig dies auch ist, einen wahren Kern. Sie beweist uns, dass wir Menschen zusammenhalten müssen, ganz gleich, wer wir sind und was uns ausmacht.
Mir persönlich hat „White Bird – wie ein Vogel“ sehr gut gefallen, weil Saras Geschichte gründlich durchdacht ist. Zudem finde ich, dass J. R. Palacios Werk sehr fesselnd aufgebaut ist. Die detaillierten Bilder, welche bei einer Graphic Novel ja eine große Rolle spielen, gefallen mir auch sehr gut.
Bilder übertragen Emotionen sehr klar
Meine liebste Stelle ist die Szene, in der Sara in ihrem Versteck entdeckt wird. Die Spannung und der Überraschungseffekt dieses Moments sind einfach unschlagbar, erst Vincent, der Beamte der Miliz, dann die faszinierende Tiergestalt, welche plötzlich auf Saras Seite auftaucht. In den Bildern sind die Emotionen der Charaktere sehr klar übertragen, was diese Szene noch stärker auf den Betrachter oder die Betrachterin wirken lässt.
Ich gebe der Graphic Novel 5 von 5 LESEPUNKTEN, weil mir die Ausgestaltung der Geschichte sehr gut gefallen hat und dieses Buch einen Blick zwischen die Seiten durchaus verdient hat. Die Graphic Novel ist im Hanser-Verlag erschienen.