Der englische Autor Philip Ardagh hat in diesem Buch mit dem merkwürdigen, langen Titel zusammengestellt, wie Menschen in früheren Zeiten versucht haben, sich die Welt zu erklären. Dazu haben sie Vorstellungen entwickelt, die uns heute seltsam oder als „haarsträubende Fehler“ erscheinen. Die Menschen aber waren in ihrer Zeit davon überzeugt, dass sie richtig dachten.
So stellte man sich beispielsweise vor, dass Schiffe, die auf den Meeren verschwanden, von Riesenalgen verschlungen wurden. Dabei war es ganz einfach: Die Schiffe waren einfach gesunken. Andere Geschichten handeln davon, dass neue Erfindungen von den Menschen zunächst nicht geschätzt wurden und ihnen manchmal auch Angst einflößten. So wurde im Jahre 1797 in Großbritannien ein Mann verhaftet, der den ersten Zylinderhut mit einer seidig glänzenden Oberfläche angefertigt hatte. Als Begründung für seine Verhaftung wurde angegeben, dass dieser Hut den BürgerInnen Angst eingeflößt und sie eingeschüchtert hätte.
Andere Entwicklungen wurden von den ZeitgenossInnen nicht richtig erkannt. So riet der Präsident einer Bank dem Anwalt von Henry Ford ab, Aktien der Ford Motor Company zu erwerben, weil sich Automobile seiner Ansicht nach gegen Pferde nicht durchsetzen würden. Der Anwalt tat es trotzdem. Seine gekauften Anteile von 5000 Dollar waren später 12,5 Millionen Dollar wert.
Ein anderer Irrtum betraf die Beatles. Ein Journalist schrieb zu Beginn ihrer Karriere, dass sich ihre Musik nicht verkaufen werde. Die Beatles wurden, wie man weiß, eine der erfolgreichsten Bands aller Zeiten.
Es gibt in dieser „Weltgeschichte der haarsträubendsten Fehler“ natürlich auch Geschichten für Leute, die Krimis mögen. 1953 wurde ein sowjetischer Spionagering enttarnt, weil einem New Yorker Zeitungsjungen eine gefälschte Münze versehentlich in die Hand gedrückt wurde. Der Junge ließ sie fallen, die Münze zersprang und zum Vorschein kam ein Mikrofilm. Der Junge erzählte es seiner Freundin. Die Freundin erzählte es ihrem Vater, einem Kriminalbeamten des FBI (Federal Bureau of Investigation). Die Jagd war eröffnet…
Die Geschichten werden in einer anschaulichen Sprache und immer mit einem Augenzwinkern des Autors an seine LeserInnen erzählt. So entschuldigt er sich z.B., wenn er beinahe einen Rechtschreibfehler – also auch einen „haarsträubenden Fehler“ (?) – gemacht hätte. Und immer erklärt er seinen LeserInnen fremdsprachige Wörter oder Fachwörter (z.B. „Pagode“, S.14). Als LeserIn versteht man in der Regel immer, worum es geht, auch wenn einem als Zehn- oder Zwölfjährige(r) nicht bei jedem der „haarsträubendsten Fehler“ der Hintergrund vollständig bekannt ist.
Mal sind die Geschichten kurz (etwa eine bis eineinhalb Seiten), mal etwas länger. Man kann die Sammlung immer wieder in die Hand nehmen. Es ist meiner Ansicht nach nicht möglich, die über 150 Einzelgeschichten an einem Stück zu lesen, denn dazu sind es zu viele einzelne und zu unterschiedliche Informationen.
Ich hätte mir noch gewünscht, dass ein paar Hilfen zur Orientierung da wären. Eine Gliederung nach Zeiten oder Epochen (Altertum, Mittelalter…) wäre schön oder mindestens ein Inhaltsverzeichnis oder Schlagwortregister zum schnellen (Wieder-)Auffinden der Geschichten.
Mir gefällt dieses Buch, weil es davon handelt, wie die Menschen früher dachten oder was sie sich vorstellten und wie dies durch die geschichtliche Entwicklung oder die Entwicklung der Wissenschaften widerlegt wurde. Diese Vorstellungen und Gedanken erscheinen uns heute deshalb seltsam und lustig oder als „haarsträubendste Fehler“, weil wir es besser wissen. Und vielleicht nennt Philip Ardagh seine Sammlung deshalb auch augenzwinkernd ein für uns „völlig nutzloses Buch“.
Ich empfehle das Buch zehn- bis elfjährigen LeserInnen und gebe ihm vier von fünf Lesepunkten.