In diesem Sachbuch für Kinder und Jugendliche begleiten die Leser*innen den 12-jährigen Theo auf einen Wochenendausflug mit seiner Familien an deren früheren Wohnort Eichsfeld, in der ehemaligen DDR, nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Für den jungen Erzähler bedeutet dieser Ausflug aber auch eine Reise in die Vergangenheit seiner ganzen Familie und so in die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik.
Die Autorin Juliane Breinl schafft es mit ihrem Sachbuch ,,Mein Mauerfall- Von der Teilung Deutschlands bis heute“ die jüngste deutsche Vergangenheit, die Entstehung und den Untergang der DDR und auch Schicksale einzelner DDR-Bürger*innen einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen.
Die Erzählungen Theos wechseln sich immer wieder ab mit Fotos, Zeitzeugenberichten, Sachtexten und Witzen über die DDR.
,,Sind die Sowjets unsere Freunde oder unsere Brüder?
Sie müssen unsere Brüder sein, denn Freunde kann man sich aussuchen.“
So bleibt der Ton des Buches locker, die teilweise recht harten Informationen überfordern nicht.
Die Geschichte ist in vier große Abschnitte unterteilt, die sich grob zusammenfassen lassen mit:
,,Warum war Deutschland geteilt?“,
,,Zeit mit der Mauer“,
,,Die friedliche Revolution“ und
,,Zeit nach dem Mauerfall“.
In diesen Kapiteln erfährt der junge Erzähler während des Ausflugs, durch neugierige Fragen an seine Familie, Stück für Stück vom geteilten Deutschland und dem Leben in der ehemaligen DDR.
Durch Verwandte, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lernen die Leser*innen zusammen mit Theo auch gleich verschiedene Positionen und Ansichten zum DDR-System kennen.
Da gibt es dann z.B. den Großvater Hardy, der den Fall der Mauer bedauert und sich das sozialistische System, in dem er sich wohlgefühlt hat, zurückwünscht oder die Oma Vera, die sich durch die DDR stark eingeschränkt gefühlt hat und in Leipzig für den Fall der Mauer demonstrierte.
Klar, dass da viele Diskussionen entstehen.
So bleibt das Sachbuch eigentlich durchgängig interessant, es ist abwechslungsreich gestaltet und obwohl ich es eher Leser*innen zwischen 10 und 14 Jahren empfehlen würde, die sich einfach noch besser mit dem jungen Erzähler Theo identifizieren können, kann das Buch auch ältere, etwas mehr informierte Personen zwischendurch überraschen.
So waren z.B. die Geschichte vom Rocksommer 1988, den die DDR veranstaltete, um der Jugend die Illusion von Freiheit zu vermitteln und an dem unter anderem Künstler wie Bruce Springsteen und Depeche Mode teilnahmen, genauso wie die extreme Umweltverschmutzung, die im damaligen Ostdeutschland stattfand, neu für mich.
Negativ fallen nur die manchmal ein bisschen zu wissenschaftlichen Sachtexte auf, die dann nicht so ganz zum auf jüngere Leser*innen ausgelegten Schreibstil passen wollen.
Davon abgesehen schafft es das Buch wirklich gut, die teilweise sehr komplizierte Geschichte der deutschen Teilung interessant und anschaulich für ein jüngeres Publikum aufzubereiten.
Aufgrund der genannten positiven und negativen Kritikpunkte vergebe ich 4 von 5 Lesepunkten.