Das Buch „Babel“ von Jan de Leeuw handelt von einer zerrissenen Welt, gespalten durch Religion und Geld. Das Geschehen dreht sich um einen sogenannten zweiten Turm von Babel, den der reiche Abraham Babel erbaute, von dessen Familie durch einen Terroranschlag jedoch nur seine nun gelähmte Enkelin Alice mit ihm übrigbleibt. Diese lebt nun wie „in einem Goldfischglas“ gut bewacht hoch oben im Turm, denn ihr Großvater hat große Angst, sie auch noch zu verlieren. Doch eines Tages landet ein junges Mädchen namens Naomi in ihrer einsamen Welt und sie versucht vorsichtig, Freundschaft zu schließen, allerdings bleibt Naomi still und geheimnisvoll. Und trotzdem wird Alice nicht misstrauisch. Mit der Zeit kommen sie sich näher, aber einiges wäre anders gelaufen, wäre da nicht dieser Mann, Babels „Vertrauter“, der sich mehr und mehr in dessen Leben und Pläne einmischt, während er ungewöhnlicher Weise Interesse an der unscheinbaren Naomi entwickelt. Schon bald macht er sich, wie auch zuvor bei anderen Mädchen, auf unverschämte Weise an sie heran, während sie sich mittlerweile mehr auf Alice eingelassen hatte als geplant. Doch die Gefühlswelt stimmt nicht mit gewissen Plänen überein, und so kommt es bald zu gefährlichen Spannungen, denn der Terroranschlag auf Babel war nicht einfach von irgendwem verübt worden…
Das Buch wird von einem personalen Erzähler mit wechselnden Perspektiven erzählt. Zu Beginn gibt es häufig Zeitsprünge, wechselnd zwischen den Hauptpersonen Naomi, Alice bzw. ihrem Großvater Abraham Babel und einer neutralen Sicht des Geschehens. Kapitel gibt es in diesem Sinne nicht, jedoch sind Abschnitte durch einen großen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet und größtenteils durch eine schwarze Seite abgetrennt, die mit jeweils einer anderen Tarotkarte und deren Bedeutung bedruckt ist. Mehrfach im Buch, jeweils am Ende eines Abschnittes, findet man ein und dieselbe Fußnote, es lässt sich jedoch nicht erschließen, was diese für eine Bedeutung hat. Das Buch beginnt und endet mit schwarzen Seiten und auch das Cover ist ähnlich düster gestaltet, was der mysteriösen und düsteren Stimmung der Geschichte entspricht. Des Weiteren sind mir drei Zitate auf der ersten Seite aufgefallen, eins von Lewis Carroll, das nächste aus der siebenunddreißigsten Sure und das dritte aus dem Hohelied, die in gewisser Weise die drei Weltbilder repräsentieren, die in dem Buch aufeinandertreffen.
Beim Lesen hatte ich etwa das erste Drittel des Buches lang Schwierigkeiten, zu verstehen, worum es überhaupt geht. Die Hintergrundinformationen über einzelne Personen werden erst recht spät preisgegeben, was den Leser natürlich misstrauisch macht und die Spannung steigert, das Lesen aber zugleich anstrengender macht. Das Buch ist sehr düster und hält Beschreibungen der Gefühle knapp, was mir persönlich nicht besonders gefällt. Beim Lesen ist es hilfreich, Grundwissen über Religion zu haben, andernfalls wäre es vermutlich noch verwirrender, es zu lesen, und manche Details würden überflüssig erscheinen.
Grundsätzlich empfand ich es als mühsam, „Babel“ zu lesen, da es mich nicht in seinen Bann gezogen hat und vieles recht emotionslos beschrieben wurde. Dennoch regt es zum Nachdenken über diese doch so aktuellen Themen an. Ich gebe daher 2 von 5 LESEPUNKTEN.