Henning Mankell: Der Chronist der der Winde

Lesepunkte: 5 Punkte
AutorIn: Henning Mankell
Titel: Der Chronist der Winde
Verlag: dtv, 2016 ISBN: 978-3-423-21646-3
Seiten: 272 Preis: 10,95 Euro

Rezensiert von: Darius Pfeifer [Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Leverkusen; betreut von: Christoph Heckl]

Poesie hochdosiert.

Der Roman ,,Der Chronist der Winde“, welcher zur ,,Afrika“ Buchreihe gehört, wurde im Jahre 1995 von dem schwedischen Autor Henning Mankell verfasst und erschien erstmals 2002 in der dtv Verlagsgesellschaft.

Dieses Werk handelt von Nelio, einem zehnjährigen Straßenkind Nelio, welches angeschossen auf dem Dach eines afrikanischen Hauses von dem Bäcker José Antonio Maria Vaz aufgefunden wird und ihm nun, sterbend, von seinem dramatischen Leben erzählt. Der Protagonist Nelio wächst in einem kleinen und abgelegenen Dorf auf, welches überfallen wird, wobei sein Vater und seine kleine Schwester grausam abgeschlachtet und seine Mutter und er selbst verschleppt werden. Als er die Möglichkeit bekommt, flieht er und gelangt nach einer langen Reise in eine große Stadt. Dort wird er von einem Mann aufgenommen, welcher zuerst sympathisch erscheint, aber dann sein wahres Gesicht zeigt, indem er Nelio dazu zwingt, dabei zu helfen, andere Menschen zu bestehlen. Nachdem er erneut flieht, verbringt er seine Nächte in einem hohlen Reiterstandbild und trifft auf eine Gruppe von Straßenkindern, welchen er sich anschließt. Als der Anführer jener Gruppe die anderen Kinder verlässt, wird Nelio von den anderen sofort als neuer Anführer akzeptiert, woraufhin sie beginnen, anderen Menschen, bis hin zu dem Präsidenten, Streiche zu spielen, um sich die Zeit zu vertreiben und in ihrem Leben einen Sinn zu finden. In einer der glücklichsten Phasen ihres Lebens, erkrankt einer der Jungen an einer unheilbaren Krankheit, weshalb Nelio vorschlägt, ein Theaterstück für ihn vorzubereiten, welches davon handelt, wie der todkranke Junge mit einem Boot zu dem Ort schwimmt, welchen er sich schon immer gewünscht hat, ,,Die Insel ohne Angst´´.

Das Besondere an diesem Roman ist nicht die Hoffnung auf das Überleben des Protagonisten oder auf ein ,,Happy End“, da dies Leserinnen und Lesern schon im Klappentext genommen wird. Es wird vor allem ein sehr deutlicher Fokus auf die existenziellen Fragen und den Sinn des Lebens gesetzt, weshalb das Buch vor allem mit seiner Poesie beeindruckt. Es scheint, dass es dem Autor weniger darum ging, eine actiongeladene Geschichte mit atemloser Spannung zu erzeugen, sondern eher ein dramatisches und tiefgründiges Thema wählte, das den Leser vom Anfang bis zum Ende emotional packt und ihn auch lange nach dem Lesen nicht mehr loslässt. Als sprachliches Mittel werden oft afrikanische Wörter verwendet, welche für Authentizität sorgen. Natürlich werden alle Wörter auf den letzten Seiten des Buches erklärt, aber trotzdem ist es mühsam, ständig umblättern zu müssen, um ein Wort verstehen zu können. Allerdings hat dies den Vorteil, dass dem Roman die Geschwindigkeit genommen wird, was bei diesem Werk auf jeden Fall angebracht ist, um die Poesie auf sich wirken lassen zu können.

Letztendlich lässt sich zusammenfassen, dass der Roman sehr poetisch ist. Aus diesem Grund ist er auch nur Leserinnen und Lesern zu empfehlen, welche sich die Zeit nehmen und auch Lust haben, sich intensiv mit den Sinnfragen des Menschen zu beschäftigen. Wer sich einmal darauf einlässt, den wird dieses Buch, genau aus diesem Grund, nicht mehr loslassen.

Ich vergebe dem Roman „Der Chronist der Winde“ 5 von 5 Lesepunkten.


Diese Rezension wurde aus eigener Initivative bei der LESEPUNKTE-Redaktion eingereicht. Das Buch wurde nicht von den LESEPUNKTEN zur Verfügung gestellt, sondern stammt aus dem privaten oder schulischen Bibliotheksbestand.

Empfohlene Zitierweise

Darius Pfeifer, Rezension von: Henning Mankell: Der Chronist der Winde. In: LESEPUNKTE 2019, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/henning-mankell-der-chronist-der-der-winde
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