Die 17-jährige Annabelle Leanne Stirling, genannt Leah, wird zur Strafe von ihrer Mutter auf das Eliteinternat „Elm Castle“ mitten im Nirgendwo von North Carolina geschickt. Jedoch merkt sie schnell, dass es sich bei ihrem neuen Zuhause keineswegs um ein gewöhnliches Internat handelt. Ihre neue Mitbewohnerin Carter bedroht sie mit einem Messer und bei einer Joggingrunde im verbotenen Wald stolpert sie über einen blutverschmierten und verwirrten Jungen. Außer Reese, in der Leah schnell eine neue Freundin findet, und dem charmanten Jasper verhalten sich alle seltsam. Als Leah schließlich erfährt, dass vor zwei Jahren eine ehemalige Mitschülerin spurlos verschwand, beginnt sie auf eigene Faust nach den wahren Hintergründen des Geschehens zu ermitteln und deckt dabei immer mehr gefährliche Geheimnisse auf. Zu spät wird ihr klar, dass sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzt …
„Night of Lies“ ist ein gut gelungener Jugendthriller mit Horror-Faktor, der aber nicht unter 16 Jahren zu empfehlen ist. Denn im Buch werden nicht nur die Highs und Lows von Drogen-Trips näher beschrieben, sondern auch Blut, Tod und Wahnsinn thematisiert. Besonders erwähnenswert ist die gruselige Folklore über den Wald, die mir beim Lesen eine Gänsehaut heraufbeschworen hat. Daher kommt zum Teil der vorhin genannte Horror-Faktor. Ebenfalls feindselig-angespannte Beziehungen, hier vor allem zwischen Leah und ihrer Mutter, werden dargestellt. Im Großen und Ganzen handelt „Night of Lies“ neben der Aufklärung über das Verschwindens der Mitschülerin auch von Freundschaft, der Frage nach der eigenen Identität und Liebe, wobei letztere eher nebenbei erzählt wird. Ebenfalls nennenswert ist die Welt rund um Elm Castle, die schön beschrieben und dadurch leicht vorzustellen ist. Kritikpunkte sind lediglich der Höhepunkt, der meiner Meinung nach ein bisschen zu langgezogen ist, und die Erklärung für Leahs und Reeses Ähnlichkeit, welche mir etwas unplausibel erscheint. Lobenswert hingegen ist das Cover des Buches, das mit seinem Design schon größtenteils die Stimmung der Story zeigt: gefährlich, düster, stellenweise gruselig, aber auch gut durchdacht und hervorragend umgesetzt.
Die Figuren des Romans sind realistisch und gelungen umgesetzt. Leah ist eine starke Hauptfigur, die sich gerne mal unüberlegt auf etwas stürzt und dabei stellenweise angriffslustig ist. Aber sie schafft es immer wieder, einem mit ihren Gedanken und Worten ein Schmunzeln aufs Gesicht zu zaubern. Besonders schön fand ich die gemeinsamen Momente zwischen Leah und Jasper. Die romantische Beziehung ist nicht aufdringlich, der Fokus ist auch nicht nur darauf gerichtet, sondern es kommen immer mal wieder gemeinsame, gut geschriebene Szenen vor. Auch die anderen Charaktere sind durchaus verständlich und ansprechend. Allerdings geht Reese gegen Ende des Buches einen Stimmungswandel durch, den ich nicht ganz nachvollziehen kann. Nichtsdestotrotz finde ich den Ausgang der Geschichte sowie der Beziehung zwischen Leah und Jasper gelungen und zufriedenstellend.
Insgesamt bleibt das Buch bis zum Schluss durch viele kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel spannend und hält immer wieder überraschende Wendungen durch unerwartete Reveals bereit. Zusammen mit dem angenehmen Schreibstil ist es eine großartige Leseempfehlung!
Alles in Allem gebe ich dem Buch 4 von 5 LESEPUNKTE.