Eric Walters: Walking Home – Der lange Weg nach Hause

Lesepunkte: 3 Punkte
AutorIn: Eric Walters
Titel: Walking Home - Der lange Weg nach Hause
Verlag: Knesebeck, 2016 ISBN: 978-3-86873-926-8
Seiten: 288 Preis: 16,95 Euro
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Rezensiert von: Sandra Martinez Böhme, 9. Klasse [Gymnasium Köln-Pesch, Betreut von: Kirsten Carp, Annette Schmidt]

Der Roman „Walking Home - Der lange Weg nach Hause“ von Eric Walters, erschienen 2016 in deutscher Erstausgabe im Knesebeck Verlag, befasst sich mit den Aufständen nach der Wahl 2007/08 in Kenia.

In Kenia gibt es nach den Wahlen blutige Ausschreitungen, in denen sich verschiedene ethnische Gruppen untereinander bekämpfen. Die Geschwister Muchoki und Jata mussten aus ihrer Heimatstadt Eldoret flüchten. Zusammen mit ihrer Mutter leben sie nun nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters in einem Flüchtlingslager. Als auch ihre Mutter an Malaria stirbt, sollen Muchoki und Jata in verschiedene Waisenhäuser gebracht werden. Um dies zu verhindern, machen sich die Geschwister zu Fuß auf den über 200km langen Weg zu dem Heimatdorf ihrer Mutter. Auf ihrer Reise durch das zerrüttete Kenia müssen sie viele Hindernisse überwinden.

Der Roman beschäftigt sich mit den Themen Vergebung und Verlust in einem zerrissenen Kenia. Da das Land erst vor wenigen Jahrzehnten die Unabhängigkeit errungen hat, sehen sich seine BürgerInnen oft nicht als KenianerInnen sondern als Mitglieder ihrer jeweiligen ethnischen Gruppe. Der Roman lebt von seiner Darstellung Kenias und seinen Details. Laut seiner Webseite hat Eric Walters den Weg seiner Hauptfiguren selber bestritten. Dies macht sich in den Beschreibungen der Umgebung bemerkbar. Oft verarbeitet der Autor eigene Erlebnisse, Erfahrungen und Gespräche in seinem Roman. Dadurch kann er das Land dem Leser/der Leserin auf eine lebendige Weise nahebringen.

Die Figuren sowie die beschriebenen Szenen wurden mit viel Liebe zum Detail belebt. Die Darstellung hebt die innige Beziehung der Geschwister deutlich hervor. Besonders Muchoki wächst auf der Reise mit seiner Verantwortung. Doch auch die Nebenfiguren geben der Geschichte viel. Interessant sind vor allem die Szenen, in denen Muchoki mit Figuren einer gegnerischen ethnischen Gruppe interagieren muss. Diese Szenen treiben die Handlung und Muchokis Figurenentwicklung voran. Oft enttäuscht der Roman jedoch in gefährlichen Situationen, da das Spannungspotenzial nicht ausgenutzt wird. Dadurch dass die Geschwister brenzlige Situationen relativ leicht überwinden, wirkt die Handlung an einigen Stellen monoton. Die Ausgestaltung wesentlicher Konflikte wird außer Acht gelassen und hätte die Geschichte noch interessanter für den/die LeserIn machen können. Oft treffen die beiden Protagonisten auf Menschen, die ihnen helfen. So wäre es reizvoller gewesen, wenn die Geschwister auf mehr Personen mit Konfliktpotenzial getroffen wären, da hierdurch die Spannung des Romans hätte gesteigert werden können und es mehr Denkanstöße für den/die LeserIn gegeben hätte.

Außerdem wirkt die Handlung an manchen Stellen zu konstruiert. Die Lösung der Probleme fällt den Geschwistern häufig in den Schoß. Besonders das Ende hat mich in dieser Hinsicht enttäuscht. Nach dem langen, beschwerlichen Weg wirkt es zu glatt und konfliktlos.

Gut ist, dass es zu diesem Roman eine übersichtliche und anschauliche Webseite - allerdings auf Englisch - gibt, durch die man auch die Hintergründe des Romans besser nachvollziehen kann (http://ericwalterswalkinghome.com/). Zu jedem Kapitel befindet sich dort zusätzliches Material, wie Videos und Artikel. Man bekommt viel Hintergrundwissen über die politische und soziale Lage in Kenia, aber auch über den Entstehungsprozess des Romans. Um die Inhalte zu verstehen, muss man jedoch über fortgeschrittene Englischkenntnisse verfügen. Besonders die Artikel beschäftigen sich mit komplexen Themen.

Empfehlenswert ist der Roman für LeserInnen ab 14 Jahren und älter, da er anspruchsvolle soziale und politische Konflikte behandelt. Außerdem kommt Gewalt in einigen Szenen vor. Wer sich für kenianische bzw. afrikanische Kultur und Lebensweisen interessiert, sollte einen Blick in den Roman werfen. Vorkenntnisse über das Land sind hierbei nicht notwendig. Wer sich gerne mit gesellschaftlichen Problemen beschäftigt, kann ebenfalls viel aus dem Buch mitnehmen. Daher eignet es sich nicht als reine Abenteuerlektüre. Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Roman dem/der LeserIn Kenia auf eine lebhafte Weise nahebringt und viele interessante Figuren aufweist. Andererseits hätte die Handlung mehr Konfliktpotenzial geboten und wirkt teilweise zu konstruiert.

 

Empfohlene Zitierweise

Sandra Martinez Böhme, Rezension von: Eric Walters: Walking Home - Der lange Weg nach Hause , In: LESEPUNKTE, URL: https://www.lesepunkte.de/rezensionen/eric-walters-walking-home-der-lange-weg-nach-hause/
Bitte setzt beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Noch keine Kommentare bis jetzt

Einen Kommentar schreiben