Drogen, Sucht, Abhängigkeit, tief fallen, Glück und Schmerz. Darum geht es im New Adult Roman „Keine halben Sachen“ von Antje Herden aus dem Jahr 2019.
Robin, der Protagonist des Buches, ist ein gewöhnlicher 15-jähriger Teenager, bis er auf Leon trifft. Mit ihm gerät er in die Junkie Szene. “Ich hatte mich entschieden, mit dem Kiffen anzufangen. Genauso wie vor drei Wochen für das Rauchen. Natürlich kannte ich das Dafür und das Dagegen. […] Ich hatte sämtliche Informationen gegeneinander abgewogen. Für mich war die Sache klar. Ich wollte das.“ (Seite 18) Er nimmt immer größere Mengen an Alkohol, Haschisch und Drogen. Gemeinsam mit Leon durchlebt er sein neues Leben. Die zwei werden immer bessere Freunde, quatschen high über alles Mögliche. Eine Freundin seiner Mutter ist an Krebs erkrankt, weshalb sie, die sowieso schon sehr locker in der Erziehung ist, nicht genau hinguckt. Außerhalb des Hauses tobt sich Robin aus, ersetzt allmählich das Essen durch Speed. Das erste Mal als er die schöne Karla sieht, verliebt er sich sofort. Zusammen mit ihr nimmt er das erste Mal LSD, und begreift erst nachdem es geschehen ist, wie tief er eigentlich in der ganzen Drogenwelt feststeckte.
Ich habe selbst noch nie ein Buch zu dem Thema Abhängigkeit und Drogen gelesen. Es wurde höchstens mal am Rand erwähnt. Somit war es ein neues, interessantes Thema für mich, in dem ich mich aber auch überhaupt nicht auskannte. Ich habe selbst noch nie einen Schluck Alkohol getrunken, geschweige denn etwas Stärkeres genommen, und bin somit wirklich komplett unerfahren in diesem Gebiet. Dementsprechend habe ich mir auch eine genaue Beschreibung gewünscht, wie sich der Protagonist fühlt und diese gab es glücklicherweise fast immer. Dank der Ich-Perspektive kam das Durchlebte sehr lebendig rüber.
Hinsichtlich der Perspektive fand ich es auch sehr interessant, dass der Protagonist im Text seinen besten Freund mit du anstatt Leon oder er angesprochen hat. Zuerst war dies ein wenig verwirrend, hat jedoch besonders nachdem ich das Ende gelesen habe Sinn gemacht.
Das Ende war ein wenig unerwartet. Zuerst musste ich darüber nachdenken, jedoch hat es schlussendlich Sinn ergeben und den Blick auf das Buch sehr geändert. Durchaus könnte man das Buch ein zweites Mal lesen, da man nun anders auf die Geschichte gucken würde.
Ansonsten war die Sprache gut verständlich und dem Alter des Protagonisten angemessen. Durch die vielen Beschreibungen konnte ich mich häufig in die Person hineinversetzen, obwohl ich manchmal dachte, dass ich wenigstens einmal ein wenig getrunken haben sollte, um eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie es wirklich ist.
Schade fand ich nur die Länge des Romans. Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Den ersten und letzten Teil fand ich von der Länge vollkommen in Ordnung, obwohl sie nicht lang waren. Dort hat mir nichts Wichtiges gefehlt. Anders war es im zweiten Teil. Die gut 85 Seiten waren mir als Hauptteil eindeutig zu wenig. Kaum war Robin in der Sucht, ging es zum Ende hin. Hier bräuchte man meiner Meinung nach bestimmt 50 oder mehr Seiten mehr, damit man ein wenig weiter in die Geschichte eindringt. Ansonsten ist man schon fertig, bevor es richtig begonnen hat.
Insgesamt finde ich das Buch gelungen. Der kurze Hauptteil hat mich schon ziemlich genervt, da er für mich einfach zu kurz war, um richtig in die Geschichte reinzukommen. Dies kann aber eine persönliche Präferenz sein. Abgesehen davon war das Buch sehr stark. Nachdem man sich an den Schreibstil gewöhnt hat, kann man sich auf eine interessante, neue und gut umschriebene Geschichte freuen.
Das Buch würde ich ab 15/16 Jahren empfehlen bzw. wenn man schon einmal Alkohol getrunken hat, um die Gefühle/Geschichte besser nachvollziehen zu können.
Zudem verspreche ich nicht zu viel, wenn ich sage: „Das Ende schmeißt alles auf den Kopf.“
Ich gebe dem interessanten Buch 3 von 5 Lesepunkten.