Anita Beloubek-Hammer hat in ihrem Buch die wichtigsten Werke von Emil Nolde aus dem Berliner Kupferstichkabinett zusammengestellt. Jedoch beinhaltet dieses Buch nicht nur Werke Emil Noldes, sondern auch eine kurze Biografie des Künstlers. Weiterhin wird Nolde aus verschiedenen Sichtweisen dargestellt, die Aufschluss über dessen Person geben.
Emil Nolde wurde im Jahr 1867 geboren und lebte bis 1956. Er gilt als Hauptvertreter des Expressionismus. Eine kurze Zeit lang gehörte er auch der Künstlergruppe „Die Brücke“ an, aber eigentlich gehörte er niemals so richtig dazu. Seine Zugehörigkeit zur Avantgarde wurde immer wieder in Frage gestellt, weil Emil Nolde stets seinen eigenen Stil beibehielt und sich keiner künstlerischen Macht unterordnen wollte, nicht zuletzt auch wegen seines Verhaltens dem frühen Nationalsozialismus gegenüber.
Nach der Machtübernahme wendete sich das Blatt und Nolde galt schon bald als „entarteter Künstler“. Vor allem seine auf der Südsee-Reise entstandenen Bilder seien „negroid, pietätlos und roh".
Im vorliegenden Katalog werden die Werke in drei Teilbereiche gegliedert: Mensch, Natur und Mythos. Diese werden mit begleitenden Texten gut erläutert und sind selbst nochmals untergegliedert und dadurch relativ übersichtlich.
Der Bereich „Mensch“ bildet zwei Abschnitte. „Lebensfreude“, „Lust und Leid“ sowie Bildnisse des Künstlers. Wie die Titel schon sagen, werden hier Menschen in Situationen der Lebensfreude, der Lust und des Leides dargestellt, jedoch kommen hier auch vereinzelt Blumenaquarelle hinzu, die auch eine gewissen Art der Lebensfreude darstellen sollen. Die Bildnisse stellen verschiedene Arten von Menschen dar, die sich meistens nur auf das Porträt der jeweiligen Person beziehen.
Im Bereich „Natur“ gibt es ebenfalls eine Untergliederung in zwei Teilabschnitte. See- und Hafenbilder werden von Städten und Landschaften unterschieden, wodurch Emil Noldes Liebe zur Natur und ihrer Vielfalt zum Ausdruck kommt.
Der Motivbereich "Mythos" beinhaltet die Beschäftigung mit biblischen Bildern, die im Kontext ihrer Zeit erfasst werden. Weiterhin wird "die unbeschreiblich schöne, wilde Südseereise 1913/14" dem Bereich hinzugefügt. Dieser Abschnitt zeigt die unterschiedlichsten Facetten der fremden Kultur und lässt teilweise Noldes Erfahrungen und Erlebnisse erahnen.
Nach diesem Einblick in Emil Noldes Kunst und teilweise auch in sein Leben, wird sowohl die Sicht anderer Künstler auf Nolde als auch dessen Meinung über sich selbst erklärt. Dabei bleiben auch Bezüge zur „Brücke“ nicht aus. Die Rolle des Malers wird klarer und verständlicher. Dabei hilft auch die darauffolgende Darstellung des Künstlers als Grafiker, die relativ ausführlich erläutert wird.
Abschließend werden die Ausstellungen der Werke Emil Noldes sowohl im Berliner Kupferstichkabinett, als auch in der Nationalgalerie beschrieben. Des Weiteren wird Noldes Stellung als Außenseiter thematisiert, wie er, parallel zu den Kunstströmungen seiner Zeit, unbeirrt seinen eigenen Weg ging. Daher wird in diesem Abschnitt Emil Noldes Bedeutung in der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich gemacht.
Wer sich näher mit Emil Nolde befassen möchte, ist sowohl mit diesem Bildband als auch mit einem Besuch der Ausstellung gut beraten.