Florine Stettheimer
Florine Stettheimer
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, 27. September 2014 bis 4. Januar 2015
Ein Bericht von Jeannine Ansorge, 11. Klasse
Maria-Ward-Gymnasium, München
„I was thrilled. […] Florine Stettheimer had to be brilliant.“ Dieses Zitat stammt von dem Künstler Andy Warhol und beschreibt seine Begeisterung für die Kunst Florine Stettheimers, welche auch bei vielen anderen KünstlerInnen sehr bekannt und beliebt war, da ihre Bilder eine einzigartige Großzügigkeit und Lebensfreude ausstrahlen. Dennoch gab es bisher noch keine Ausstellung ihrer Gemälde in Deutschland, obwohl sie hier sogar eine kurze Zeit lebte. Glücklicherweise findet nun vom 27. September 2014 bis 4. Januar 2015 die erste Ausstellung ihrer Bilder in Deutschland im Kunstbau des Lenbachhauses statt.
Florine Stettheimer wurde 1871 als Kind einer wohlhabenden deutsch-jüdischen Familie in New York geboren. Um 1880 zog die Mutter dann mit Florine und ihren vier Geschwistern Stella, Walter, Carrie und Ettie nach Deutschland. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh die Familie zurück nach New York, wo die Mutter, Florine, Carrie und Ettie gemeinsam einen der bekanntesten und kultiviertesten Salons der damaligen Zeit führten. Florine blieb wie ihre Schwestern Ettie und Carrie unverheiratet und begann erst mit Mitte vierzig ihre künstlerische Laufbahn. Sie beschloss, ihre Werke nur in eigens von ihr gestalteten Räumen zu zeigen, wodurch sie ihre Wirkung und Verbreitung gut kontrollieren konnte. 1944 starb sie im Alter von 73 Jahren in New York.
Florine Stettheimer malte Bilder zu unterschiedlichen Themen. In der Ausstellung werden ihre Bilder nach Themen unterteilt und in verschiedenen Räumen präsentiert. So malte sie Familienporträts, Selbstporträts, Landschaften, in denen sie sich oft oder gerne aufhielt, Blumen, Veranstaltungen, wie zum Beispiel einen Beautycontest, und vieles mehr. Außerdem schrieb sie viele Gedichte und konstruierte sogar Bühnenbilder und Kostüme für Ballett und Oper. Sie war eine moderne Künstlerin und wird zur Avantgarde gezählt.
Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über Florine Stettheimers Kunst. Schon beim Betreten des Raumes wird ein Einblick in ihren Lebenslauf gegeben. Darauf folgen dann die Gemälde, welche in unterschiedliche Bildthemen wie New York oder Selbstporträts unterteilt wurden. Bei der Ausstellung wird der Schwerpunkt auf die Bühnenbilder und Kostüme der Künstlerin gelegt. Der gesamte hintere Teil der Ausstellung ist diesem Thema gewidmet. So sind viele selbstgemachte Modepuppen ausgestellt und es läuft sogar ein Schwarz-Weiß-Film über eine Oper, bei der Florine Stettheimer das Bühnenbild gestaltet hat. Im Laufe der Ausstellung wird schnell deutlich, dass die Künstlerin den Fokus auf das Partyleben von New York und auf Erlebnisse mit ihrer Familie legte.
Es lohnt sich wirklich, die Ausstellung über Florine Stettheimer zu besuchen, da ihre Bilder so schön sind, dass man am liebsten aufstehen und in ihnen spazieren gehen möchte. Außerdem wird deutlich, dass sie eine Malerin, Designerin und auch Dichterin war, was nur wenige Menschen von sich behaupten können. Interessanterweise kann man sie sogar als moderne Künstlerin der heutigen Zeit bezeichnen. Sie verwendete die heutzutage modernen Pastellfarben, sowie bestimmte Techniken, wie zum Beispiel in ihren Gemälden dünne Bleistiftstriche sichtbar zu lassen, bereits zu ihrer Zeit vor circa 100 Jahren.
Zu der Ausstellung gibt es außerdem noch den zugehörigen Katalog „Florine Stettheimer“ (Hirmer Verlag). Dieser übernimmt die klare Strukturierung in die Themen, welche auch in der Ausstellung angesprochen werden. Zu Beginn wird Florine Stettheimers Biografie geschildert, darauf folgen Texte und Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Bildern. Zuletzt gibt es noch eine Aufreihung der von ihr geschriebenen Gedichte, sowie eine Liste der ausgestellten Werke. Außerdem sind in dem Katalog nochmals sowohl alle Werke der Ausstellung, als auch Bilder, die nicht im Kunstbau präsentiert werden, in sehr guter Bildqualität zu finden. Alles in allem ist der Kunstkatalog eine gute Ergänzung zur Ausstellung, da er auch Informationen über Florine Stettheimer liefert, die nicht in der Ausstellung zu sehen sind. Jeder, der den zur Ausstellung erhältlichen Kunstkatalog nicht kaufen will, ihn aber trotzdem in Ruhe anschauen möchte, kann dies im Laufe der Ausstellungsbesichtigung tun – natürlich nur solange die Ausstellung in München noch zu sehen ist.
(Betreut von Toni Pfeffer)
Empfohlene Zitierweise
Jeannine Ansorge: Ausstellungsbericht Florine Stettheimer in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbaus München. In: lesepunkte 9 (2014), Nr. 4 http://lesepunkte.uni-koeln.de/projekt/florine-stettheimer-2/Bitte setzt beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.