Die Jugendbuchautorin Bettina Belitz im Gespräch mit den LESEPUNKTEN auf der Frankfurter Buchmesse
Die Jugendbuchautorin Bettina Belitz im Gespräch mit den LESEPUNKTEN auf der Frankfurter Buchmesse
"In jedem von uns befindet sich dieser Licht- oder Diamantfunken. Ganz egal wie mies wir uns gerade fühlen oder welche Probleme wir haben und genau das ist die Botschaft, die ich weitergeben möchte." (Bettina Belitz; Foto: © Anja Wechsler)
Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse hatte die LESEPUNKTE-Redaktion die Chance mit Bettina Belitz, der Autorin der Diamantkrieger-Saga, über ihre Vorliebe für eigensinnige Heldinnen, schlummernde Diamanten und Tipps für Nachwuchsliteraturkritikerinnen zu sprechen.
LESEPUNKTE: Liebe Frau Belitz zunächst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit den LESEPUNKTEN nehmen.
Auf Ihrer Internetseite erfährt man, dass Sie bereits im zarten Alter von 12 Jahren ihr erstes Buch geschrieben haben. Um was ging es denn in dieser Geschichte?
Bettina Belitz: Es handelt sich um einen Pferderoman aus der Sicht eines Jungen erzählt. Also eher etwas ungewöhnlich. Mir war bereits zu Beginn klar, das wird ein längeres Projekt. Ich habe den Roman über die Jahre hinweg immer wieder bearbeitet und aktualisiert, sodass er für mich ein absolutes Herzensprojekt wurde. Als der Roman 2010 mit dem Titel „Sturmsommer“ bei Thienemann erschienen ist, habe ich mich natürlich sehr gefreut.
LESEPUNTKE: Bei LESEPUNKTE veröffentlichen SuS erste eigene Artikel. Welche Tipps haben sie für unsere NachwuchsautorInnen?
Bettina Belitz: Mit dem Herz lesen und beim Verfassen der Artikel auf Distanz gehen. Das hört sich jetzt erst einmal widersprüchlich an, aber ich denke, einen Roman aus der Distanz zu lesen, funktioniert nicht. Es funktioniert nur, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Wenn man ihn allerdings bewertet, dann ist es sinnvoll ein Stückchen auf Distanz zu gehen, um auch dem Autor/der Autorin nicht zu nahezutreten und zu schauen, womit habe ich persönlich ein Problem und was ist „handwerklich“ nicht in Ordnung. Das sind ja auch unterschiedliche Aspekte. Manchmal geht man in Reibung mit bestimmten Passagen aus persönlichen Erlebnissen heraus, die Passagen sind aber an sich in Ordnung. Das funktioniert nicht auf Anhieb, sondern ist Training.
LESEPUNTKE: Eine ganz praktische Frage: Wie sieht ein „normaler“ Arbeitstag bei Ihnen aus? Haben Sie bspw. feste Schreibzeiten?
Bettina Belitz: Ja, die habe ich tatsächlich. Ich schreibe immer vormittags, wenn mein Sohn in der Schule ist, sodass ich Schreibzeit bis ca. drei Uhr habe. Morgens frühstücke ich ausführlich, eine morgendliche Meditation gehört auch zur Vorbereitung und dann versuche ich ein Kapitel, wenn es möglich ist, in die Tasten zu kriegen.
LESEPUNTKE: Wissen Sie bereits zu Beginn, wie eine Geschichte enden wird?
Bettina Belitz: Ja. Es gibt den berühmten roten Faden. Die Figuren entwickeln aber im Laufe des Schreibens eine Art Eigenleben und dann passieren auch Sachen, die nicht geplant waren. Wenn es gut reinpasst, dann ist das wunderbar und hält das Ganze spannend.
LESEPUNTKE: In Ihren Romanen sind die Protagonisten meistens ungewöhnliche, selbstbewusste Mädchen, wie Luzie Morgenroth aus der Luzie und Leander-Reihe oder Sara, die Diamantkriegerin aus ihrer aktuellen Trilogie. Spiegelt sich hier Ihre eigene Persönlichkeit in den weiblichen Hauptcharakteren wider?
Bettina Belitz: Nicht bewusst. Ich versuche schon diese Distanz, die ich eben schon erwähnt habe, zu wahren. Ich erfinde die Figuren, aber es ist unvermeidlich, dass etwas von einem selbst hineinfließt. Was das genau ist, kann ich nicht sagen. Ich mag generell starke Heldinnen. Genau das eckt häufig in meinen Romanen an. Meine Heldinnen, wie Elli von Splitterherz oder Sara aus der Diamantkrieger-Saga, sind schon sehr eigensinnig. Es gibt auch LeserInnen, die kommen damit nicht gut klar. Sie mögen lieber ein bisschen weichgespültere Heldinnen, die ganz lieb sind. Meine sind das nicht. Sie können zwar mit ganzem Herzen lieben, aber sie sind nicht so gefällig und haben ihre Ecken und Kanten.
LESEPUNTKE: „Klang ist die Quelle meiner Inspiration“ heißt es auf Ihrer Internetseite. Ebenso kann die Hauptfigur Sara aus der Diamantkrieger-Saga Diamanten hören. Hat der Hörsinn für Sie eine besondere Bedeutung?
Bettina Belitz: Ohne den Hörsinn würden meine Bücher nicht entstehen. Musik oder Klang ist die Keimzelle meiner Bücher. Ich beschäftige mich auch abseits vom Schreiben sehr viel mit Klang, Kristallklangschalen und habe eine Klangheilerausbildung. In den letzten Jahren wuchs mein Interesse. Das kam auch durch die Diamantkrieger-Saga, weil die Heldin Sara Diamanten hören kann. Ich wollte dem nachspüren.
LESEPUNTKE: Ihre neue Fantasy-Reihe ist eine Trilogie. Der erste Teil „die Diamantkrieger-Saga - Damirs Schwur“ erschien im Februar 2016, am 24.10. erscheint der zweite Teil „La Lobas Versprechen“. In der Trilogie geht es um die Meisterdiebin Sara, die auf Damir trifft und nun vor der Entscheidung steht, zwischen Licht und Schatten wählen zu müssen. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem originellen Plot?
Bettina Belitz: Es war im Grunde ein Geistesblitz. Ich hatte gerade „Mit uns der Wind“ abgeschlossen. Beim Schreiben dieses Romans hatte ich immer das Gefühl, da ist noch etwas dahinter, so als ob sich hinter der Idee noch eine weitere verbirgt. Und in dem Moment als ich das eine Buch abgeschlossen hatte, war die Idee da. Wie man es aus tiefster Dunkelheit, in der sich Sara zu Beginn befindet, ins Licht schafft, trotz ungünstigster Lebensvoraussetzungen. Wie schafft es Sara, die Diamanten, die in ihr schlummern, zu erkennen? Das ist auch symbolisch gemeint. In jedem von uns befindet sich dieser Licht- oder Diamantfunken. Ganz egal wie mies wir uns gerade fühlen oder welche Probleme wir haben und genau das ist die Botschaft, die ich weitergeben möchte
LESEPUNTKE: In „Damirs Schwur“ zitieren Sie zu Beginn den Psychologen C.G. Jung „Wer nach außen schaut, träumt. Wer nach innen schaut, erwacht.“ Warum haben Sie dieses Zitat gewählt?
Bettina Belitz: Zum einen weil ich es liebe. Ich finde es einfach wunderschön. Zum anderen weil es zu der Trilogie passt. Sara erwacht, indem sie nach innen schaut. Sie ist zu Beginn jemand, der in der äußeren Welt im wortwörtlichen Sinne die Diamanten sucht und nach und nach anfängt, nach innen zu schauen und sich verändert, auch auf einer körperlichen Ebene. Sie sieht plötzlich diesen Punkt in ihrem Auge, den sie sich nicht erklären kann und der ein Hinweis auf ein früheres Leben ist. Darüber erinnert sie sich, was ihre eigentliche Bestimmung ist. Wenn wir in die innere Stille gehen, passieren die wirklich spannenden Dinge. Und das kommt in dem gewählten Zitat durch.
LESEPUNTKE: Über ihre neue Saga schrieben sie unter anderem, dass „in jedem von uns glitzernde Diamanten schlummern, die darauf warten, ans Licht geholt zu werden...“ Welche Diamanten konnten sie bei sich bisher aufwecken und ans Licht holen?
Bettina Belitz: Ob ich sie konkret benennen kann, weiß ich gar nicht. Ich habe in den letzten drei Jahren angefangen, mein Leben zu verändern, das geschah aus einer Lebenskrise heraus. Innerhalb dieser drei Jahre habe ich so viel in mir selbst entdeckt, was ich gar nicht für möglich gehalten habe. Aber es war, als ob plötzlich Licht aus mir selbst herausstrahlt. Sicherlich ist auch darüber die Idee zur Trilogie entstanden. Bei meiner Heldin Sara habe ich das überspitzt. Sie hat ganz schlechte Voraussetzungen und trotzdem erwachen in ihr diese besonderen Qualitäten. Ich glaube, dass in jedem Menschen besondere Qualitäten liegen. Gerade Jugendliche machen sich häufig so einen Kopf, wie sie sein müssen und konzentrieren sich auf die Bilder von außen, statt nach innen zu schauen und zu sehen, was in ihnen schlummert.
LESEPUNTKE: Und nun noch eine letzte Frage, für alle Diamantkrieger- Fans. Wann erwartet uns denn der dritte Teil?
Bettina Belitz: Auf jeden Fall 2017. Ein genauer Erscheinungstermin steht noch nicht fest, entweder Sommer oder Herbst. Es gibt also auf jeden Fall eine kleine Atempause für die LeserInnen. Die ersten zwei Bände dürfen ruhig erst einmal nachwirken.
LESEPUNTKE: Liebe Frau Belitz vielen Dank für Ihre Zeit und das schöne Interview.
Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Zeit auf der Frankfurter Buchmesse und natürlich auch zukünftig alles Gute beim Schreiben.
(Interview: Julia Haas)
Empfohlene Zitierweise
Interview mit Bettina Belitz (Julia Haas). In: LESEPUNKTE, URL: https://www.lesepunkte.de/interview/3477/Bitte setzt beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.