Sophie Gonzales: Nur fast am Boden zerstört

Lesepunkte: 3 Punkte
AutorIn: Sophie Gonzales
Titel: Nur fast am Boden zerstört
Verlag: cbj ISBN: 978-3-570-16608-6
Seiten: 336 Preis: 15,00€
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: James Pöhler [Wilhelm-Raabe-Schule Hannover, betreut von: Heiko Eichenberg]

Nur fast gelungen

Nur fast am Boden zerstört von Sophie Gonzales: Hauptcharaktere gehen mit schlechtem Beispiel voran

„Aber das hätten sie niemals getan, weil die Typen in Märchen
und Geschichten immer kämpften.
Sie kämpften für den Menschen, der ihnen alles bedeutete, und sie gaben nicht auf. Niemals.
Im wahren Leben hingegen flehte man manchmal förmlich,
man möge ihnen etwas bedeuteten, aber das tat man nicht.
Und dann schwiegen sie einfach.
Und sie ließen einen ziehen, ohne auch nur ein bisschen
darum zu kämpfen, dass man bei ihnen blieb.“

Will und Ollie lernen sich an einem See kennen und aus Fremden wird sehr schnell mehr. Das alles scheint allerdings surreal, wenn Will nicht auf Ollies Nachrichten antwortet. Alle Versprechen, die im Sommer gemacht wurden, ungültig. Und schließlich kann man nicht einfach ans andere Ende des Landes fahren, um herauszufinden, warum ein Fast-Fremder, dem man sein ganzes Leben anvertraut hat, einen ghosted, indem er einen ignoriert und nicht auf die Nachrichten antwortet. Ollie fühlt sich verraten und es hilft nicht, dass er umziehen muss, damit er und seine Eltern besser für seine krebskranke Tante sorgen können. Ollie verliert nach und nach seine alten Freunde, versucht neue zu finden und findet heraus, dass Will ein Star-Basketballspieler ist und obendrein nicht zu seiner Sexualität steht.

Es folgt eine Serie aus Verrat, Missverständnisse und Unklarheiten. Währenddessen versucht Ollie sich mit dem immer näherkommenden Tod seiner Tante abzufinden.

„Nur fast am Boden zerstört“ ist ein Buch, dass ich für eine Altersgruppe ab 14 Jahren vorschlagen wird. Vielleicht ist das der Grund, warum mich das Buch selbst nicht gereizt hat. Der Schreibstil ist sehr modern und humorvoll und hat mich oft zum Lachen gebracht, konnte mich aber nicht fesseln.
Die Charaktere sind eine Sache für sich. Man kann sich mit ihnen identifizieren, vor allem mit Ollies Gedanken. Allerdings ist der Hauptgrund für diese realitätsnahe Darstellung, dass die Hauptcharaktere nicht aufeinander eingehen können. Die Fehler in Beziehungen in der echten Welt findet man hier stark vertreten. Sie leben aneinander vorbei und sind doch auf das Gegenteil angewiesen. So kommt es, dass zwei Charaktere zusammenkommen, obwohl sie aus meiner Sicht nicht gut füreinander sind. Da das aber wie bereits erwähnt ein sehr realistischer Aspekt des Buches ist, kann man drüber hinwegsehen, obwohl es ein vollkommenes falsches Bild an die vor allem jüngere Zielgruppe sendet. Solch toxische Beziehungen sollte nicht nachgegangen werden, egal wie nett oder attraktiv der andere zeitweilig wirken mag. Dazu passt das obere Zitat sehr gut. Ollie hat es benutzt, um seine Situation mit Will zu beschreiben. Dieser Geistesblitz hat ihm dann leider später nicht zu einer schlaueren Entscheidung verholfen. Was mir aber sehr an dem Buch gefallen hat, ist die Diversität, die vertreten ist.
Der Plot ist okay, eine schöne Idee, aber auch nichts Besonderes. Umzug wegen familiären Gründen. Krebs. High School Drama.

Ich kann das Buch für jüngere Leser empfehlen, die anfangen wollen, sich mit dem Thema Lgbtq+ auseinander zu setzen. Für Leser, die sich aber schon oft mit diesem Themenbereich beschäftigt haben, kann dieses Buch langweilig sein. Auf jeden Fall sollte dieses Buch aber nicht als Vorbild einer perfekten Beziehung verwendet werden.

Deswegen gebe ich dem Buch insgesamt 3/5 LESEPUNKTEN.

Empfohlene Zitierweise

James Pöhler, Rezension von: Sophie Gonzales: Nur fast am Boden zerstört. In: LESEPUNKTE 2022, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/sophie-gonzales-nur-fast-am-boden-zerstoert
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