„Stellt alles infrage, was ihr für selbstverständlich haltet und ich meine wirklich alles. Denn absolut nichts ist selbstverständlich.“ (S.101)
In Evies Leben ist alles normal, sie hat einen Freund, geht zur Schule und engagiert sich in ihrer Freizeit in einer Umweltschutzgruppe. Doch dann breitet sich plötzlich weltweit ein mysteriöses Fieber aus. Es tötet alle, die klimaschädlich leben, ausnahmslos. Es fühlt sich an, als würde sie in einem Alptraum feststecken, doch es ist die Realität. Und obwohl sich Evie für Klimaschutz einsetzt, ist auch ihre Familie bedroht. Oberste Priorität hat jetzt, „Fieber“ zu stoppen. Doch wie ist das möglich und geht es überhaupt? Verzweifelt sucht Evie nach einer Lösung, denn es steht alles auf dem Spiel.
Der Roman „Fieber“ von Swantje Oppermann beginnt direkt mit einer sehr spannenden Szene, Evie radelt schwer atmend und am Ende ihrer Kräfte durch Brandenburg. Ihr Ziel sowie ihre Gründe für die Reise sind noch unbekannt. Das erste Kapitel endet mit den Worten: „Vierundzwanzig Stunden. Dann war sie tot.“ (S.7)
Dieser spannende Einstieg hilft sehr, um in die Geschichte reinzukommen. Das Buch ist aus zwei Zeitperspektiven von der Protagonistin Evie geschrieben, einmal die Evie aus der Gegenwart und die der Zukunft. Besonders spannend ist der Zeitpunkt, in dem Gegenwart und Zukunft aufeinandertreffen. Ab da geht die Geschichte chronologisch weiter. Das hört sich jetzt vielleicht etwas kompliziert an, aber das ist es gar nicht und dieses Mittel verleiht dem Buch zusätzliche Spannung, die auch so schon stark vorhanden ist.
Der Ausbruch der unheilbaren Krankheit Fieber stellt in dem Roman nicht nur Evies Leben auf den Kopf, sondern wirft die ganze Gesellschaft durcheinander. Plötzlich ist der Klimawandel nicht mehr ein „Etwas“ aus der Zukunft, sondern das Präsenteste überhaupt. Viele Menschen verlieren Angehörige und Freunde, aber niemand weiß, wie dagegen vorgegangen werden kann.
Beim Lesen von „Fieber“ habe ich mich manchmal so gefühlt, als würde ich eine Geschichte über unsere aktuelle Situation lesen. Corona, die Pandemie und die sehr präsente Klimakrise, die in unserem Leben eine große Rolle spielen. Dieser nahe Bezug zu unserer Realität hatte seine Vor- und Nachteile. Einerseits konnte ich dadurch Neues lernen, wurde inspiriert und konnte extra gut mit den Personen mitfühlen, andererseits lese ich meistens Bücher, um eine Auszeit von meinen Problemen und Sorgen zu bekommen. Dass das mit diesem Roman nicht so richtig ging, ist, glaube ich, selbsterklärend. Aus diesem Grund habe ich auch relativ lang zum Lesen gebraucht, da mir die Geschichte oft sehr nah ging.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass in dem Roman auch die Corona-Krise vorkommt. Zwar wird das Thema nur ganz kurz angeschnitten, aber dadurch wird der Bezug zu unserer Realität noch deutlicher. Das zentrale Problem in dem Buch, das ausbrechende Fieber, fand ich grundsätzlich eine ziemlich „coole“ Idee. Die Entwicklung, die die Gesellschaft, Evie und ihre direkten Mitmenschen durchmachen, ist sehr spannend und teilweise auch echt krass. Außerdem hat es Fragen in meinen Kopf gesetzt wie: Wenn so ein Fieber bei uns ausbrechen würde, träfe es mich dann auch?
Insgesamt ist der Roman also sehr spannend, interessant und lehrreich. Dient allerdings nicht als „Ausflucht aus der eigenen Realität“, ist aber trotzdem sehr zu empfehlen, denn obwohl es dieses schwierige und teilweise auch deprimierende Thema behandelt, macht es auch immer wieder Mut und muntert dazu auf, nicht aufzugeben. Ich gebe 4/5 Lesepunkte.