„Ihr habt euch selbst darauf konditioniert, Angst zu haben. Du musst dich davon lösen. Halte nicht an dem fest, was du für die Realität hältst. Und noch weniger daran, was die anderen glauben. Dann wirst du schnell feststellen, dass das Gegenteil genauso wahr ist und in einer Parallelwelt die Geister vor dir Angst haben.“ (S.131)
Im Jugend-Thriller „Die Nacht der Acht“, der von Philip Le Roy geschrieben wurde und 2021 im Carlsen Verlag in Deutschland erschienen ist, wollen acht beliebte, beneidete, kreative und... nicht ganz so unschuldige Schüler*innen eines Kunst-Lycées, die ihre exklusive Clique als „die Acht“ bezeichnen, ganz allein einen Horrorabend in der abgeschiedenen Villa der Familie eines der Mitglieder verbringen.
Und es gibt nur eine Regel: Wer Angst hat, trinkt. Und nicht nur Wasser.
Doch der Alkohol lässt die Grenze zwischen Spaß und Realität verschwimmen.
War die Tür nicht vorhin noch geschlossen? Habt ihr die Schritte gehört?
Als der Handyempfang abbricht und nach und nach einer nach dem anderen verschwindet, legt sich eine beunruhigende Ahnung über die Acht.
Sie sind nicht allein im Haus. Und aus dem Erschreck-Spaß hat irgendjemand bitteren Ernst gemacht. So beginnt sie, die Nacht der Acht, aus der Feder von Philip Le Roy.
Was anfangs etwas problematisch ist und die Spannung zu Beginn mindert, ist, dass man weiß, dass „die Acht“ sich gegenseitig Streiche spielen wollen, um sich zu erschrecken. So konnte ich die anfänglichen Schreckmomente, die eigentlich spannend wären, nicht ernst nehmen, weil ich wusste, dass noch keine Gefahr drohen kann, sondern nur Streiche gespielt werden.
Doch je weiter der Abend in der Romanhandlung voranschreitet, desto unsicherer wird man bei der Einschätzung, ob es sich um einen harmlosen Streich handelt, oder um dunkle Realität. So wird man sich aber auch bewusst, wie es den acht Freunden gehen muss, die mit fortschreitender Zeit immer unsicherer werden, ob sie nur zu acht im Haus sind.
Das allmähliche Verschwinden von mehr und mehr der Jugendlichen wird einem auch deutlich bewusst, da der Thriller durchgängig in der dritten Person geschrieben ist und die Verschollenen auch vom Erzähler nicht weiter verfolgt werden, wodurch sich die Anzahl der Personen, deren Gedanken, Gefühle und Handlungen man mitverfolgen kann, stetig verringert.
In der Horrorliteratur gibt es teilweise (zu) häufig benutzte Situationen und Motive. Einige davon sind auch in diesem Thriller zu finden, wie beispielsweise die Gruppe, die sich in Situationen aufteilt, in denen es wohl angebracht wäre, zusammen zu bleiben. Doch diese bewährten Motive halten sich in diesem Buch in Grenzen. Außerdem sind sie nicht umsonst bewährt und auch in dieser Geschichte werden durch sie viele Schockmomente kreiert.
Da mich die Gruselmomente größtenteils überzeugt haben, die Spannung anfangs etwas zu wünschen übriglässt, im Laufe der Geschichte jedoch zunimmt, bewerte ich den Jugend-Thriller mit 4 von 5 Lesepunkten.
Ich empfehle das Buch für Jugendliche ab 14 bzw. 15 Jahren, da es, wie ich finde, FSK 16 Horrorfilm Elemente beinhaltet, die hier meiner Meinung nach aber abgeschwächter sind.