Wir Samen kennen über zweihundert Wörter für Schnee. Grauer Schnee. Von Rentieren gestampfter Schnee. Schnee, der in den Fellen der Hunde hängen bleibt. […] Aber die erste Flocke, die den Winter ankündigt und die Polarnacht und die Lichter der Götter am Firmament – welchen Namen geben wir ihr?
Ravna – Tod in der Arktis
In dem All-Age Thriller „Ravna – Tod in der Arktis“ nimmt Elisabeth Hermann den/die Leser*in mit auf eine spannende, geheimnisvolle Reise in die Arktis, mit vielen Eindrücken zu den Samen, einem indigenen Volk in Norwegen.
Bitterkalt und dunkel. Vardø - ein kleines Fischerstädtchen in der norwegischen Arktis, weit weg von der nächsten größeren Stadt. Im Winter ist es hier so gut wie nie hell. Kaum vorstellbar, wenn man noch nie dort war. Ravna Persen, die gerade ein Praktikum bei der Polizei in Vardø angefangen hat, kennt es nicht anders. Sie ist Samin und hat hier schon ihr ganzes Leben verbracht. Schon an ihrem ersten Tag bei der Polizei erlebt sie mehr als manche Polizeipraktikant*innen im ganzen Jahr. Denn sie hat es direkt mit Mord zu tun. Am Tatort entdeckt sie Hinweise, die mit samischen Bräuchen zusammenhängen. Könnte es einer von ihnen, den Samen, gewesen sein? Als sie dann noch mit dem mürrischen Kommissar Rune Thor zusammenarbeiten muss, wird ihr klar, dass das nicht einfach wird.
Ravna ist ehrgeizig, neugierig und willensstark. Sie lässt sich nicht unterkriegen, auch wenn sie zu Anfang wegen ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrer mangelnden Erfahrung nicht richtig akzeptiert wird.
Der Schreibstil von Elisabeth Hermann ist leicht und flüssig zu lesen und sie erzählt aus der Er/Sie-Perspektive. Außerdem gibt es eine Landkarte, auf der wichtige Orte eingezeichnet sind. Die Karte hilft einem, die Handlung besser zu verstehen.
Leider ist mir der Einstieg zunächst schwergefallen. Eine neue Umgebung, die Kultur der Samen und der Norweger und dann direkt noch ein Mordopfer. Am Anfang war es für mich ein Informationsüberfluss und ich konnte nicht direkt in die Handlung eintauchen. Auch die meisten Charaktere waren nicht sehr sympathisch und ich konnte mich mit vielen nicht anfreunden. Ravna dagegen hat mir als Protagonistin gefallen.
Nichtsdestotrotz ist es ein spannender Thriller und es gibt überraschende, unerwartete Ereignisse.
Die Thematik mit den Samen, über deren Kultur man nach und nach immer mehr erfährt, ist spannend und etwas Neues. Elisabeth Hermann ist es gelungen, mich zu faszinieren und meine Neugier zu wecken, sowohl für Norwegen als auch für die Samen. Nach einem schweren Einstieg konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Trotz Startschwierigkeiten und unsympathischen Nebencharakteren hat mir das Buch gefallen und ich gebe deshalb dem Thriller 3 von 5 Punkten.
„Ravna – Tod in der Arktis“ kann ich für alle ab 14 Jahren mit Interesse an Mordfällen oder Norwegen empfehlen.