Das Buch „Drüben und drüben, Zwei deutsche Kindheiten“ von Jochen Schmidt (geboren 1970 in Ost-Berlin) und David Wagner (geboren 1971 in Andernach am Rhein) erschien im Rowohlt-Verlag.
Die beiden Autoren wuchsen in der DDR und der BRD auf, weshalb das Buch nur auf wahren Begebenheiten beruht. Das Buch besteht aus zwei Teilen und berichtet über die Kindheit der beiden Autoren während der deutschen Teilung. Zu dreizehn gleichen Überschriften („Kinderzimmer“, „Wohnzimmer“, „Küche“, „Badezimmer“, „Garten“, „Wege“, „Schule“, „Spielplätze“, „Bei anderen“, „Im Auto“, „Ferien“, „Niemandsland“ und „9.November 1989“) beschreiben die Autoren ihren früheren Alltag. Dadurch werden die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland aufgezeigt. Die Beiden gehen auf einige Gegenstände und Orte näher ein, erzählen Geschichten und schweifen ab und zu ab. Das kleine Kofferradio lässt Jochen Schmidt z.B. daran denken, wie er als Kind an den zahlreichen Knöpfen herumspielte und wie er abends heimlich unter dem Kopfkissen West-Sender hörte. So setzt sich für den Leser/die Leserin das Bild über die beiden Autoren Stück für Stück zusammen. Die verwendete Sprache ist nicht zu kompliziert und auch für Jugendliche gut verständlich.
Gut finde ich, dass darauf geachtet wurde, dass der Schreibstil der beiden Autoren ähnlich ist. Auch die Idee, Ost- und Westdeutschland anhand gleicher Überschriften miteinander zu vergleichen, finde ich gut. Jedoch ist die Umsetzung meiner Meinung nach nicht so gut gelungen: Ich hatte erwartet, dass das Buch mir dabei hilft, etwas über die deutsche Geschichte zu erfahren, aber der Lerninhalt fiel sehr mager aus. Die Darstellung von DDR und BRD ist zudem sehr klischeehaft und nicht besonders originell. Jochen Schmidt lebte in einer heruntergekommenen Plattenbausiedlung: „Mäuse kletterten durch die Abzugsschächte in die Küche, oder sie kamen in den Spalten zwischen den Plattenbauelementen die Wände hoch“ und David Wagners Geschichte beginnt damit, dass dieser in seinem hell erleuchteten großen Kinderzimmer aufwacht: „Mein Zimmer leuchtete gelb, die Wände waren frisch gestrichen“. Das Kinderzimmer der Ostfamilie ist klein und schmal, das der Westfamilie groß und geräumig. Interessanter hätte ich es gefunden, wenn Ostdeutschland aus der Sicht einer wohlhabenderen Familie und Westdeutschland aus Sicht einer ärmeren Familie gezeigt und nicht das gängige Bild der armen Ostfamilie und der glücklichen Westfamilie bedient worden wäre. Auf die politische Situation wird nicht näher eingegangen, da die Sicht sehr kindlich ist. Das Buch ist für Kinder und Jugendliche bis 13 Jahre nicht interessant und für ältere LeserInnen nur, wenn sie den Schreibstil der Autoren mögen und etwas über deren Kindheit erfahren möchten. Für LeserInnen, die sich mit deutscher Geschichte befassen wollen, ist das Buch nicht so gut geeignet. Abschließend lässt sich sagen, dass das Buch durchschnittlich ist. Trotz der guten Idee, die hinter dem Werk steht, ist die Umsetzung meiner Meinung nach nicht so gut gelungen. Deshalb vergebe ich nur 2 von 5 Lesepunkten.